Bernd Sigel, im Beruf Bäckermeister, ist seit 5 Jahren Teamchef des BIKE Junior Teams. Zu dem Mountainbike-Team kam er auf zufälligem Wege. Dadurch, dass sein Sohn selbst mehrere Jahre im Team aktiv war und dort quasi groß geworden ist, begleitet er das Team schon lange.
Im Interview erzählt er über die spannende Entwicklung des Nachwuchsteams, das heute zum Team BULLS gehört. Neben Erfolgen geht es bei den jungen Sportlern natürlich auch um die Persönlichkeitsentwicklung.
Vor allem die schulische Leistungen sind neben dem Sport nicht zu vernachlässigen. Viele Fahrer profitieren in der Schule sogar durch den Mountainbike-Leistungssport, da sie dort lernen zielgerichteter zu werden, wie Bernd Sigel erzählt.
Doch lassen wir ihn einfach selbst sprechen!
Das BIKE Junior Team hat schon eine lange Geschichte und ist eng mit dem BIKE Magazin verbunden. Wie ist das BIKE Junior Team genau entstanden?
Bernd Sigel: Die Gründung ging auf das Jugendcamp 2003 zurück, welches die Zeitschrift BIKE jährlich veranstaltet hat. Dort ist die Idee zu einer Jugendförderung entstanden.
Hauptakteure waren damals Christoph Listmann und Erik Becker. Die Idee, die in den ersten Jahren umgesetzt wurde, war ein Patensystem. Profisportler nahmen Jungsportler unter ihre Fittiche und geben ihre Erfahrung weiter. Bald wurde auch schon ein Sponsoring mit Cube organisiert.
Später – im Jahr 2007 – wurde dann aus dem Patensystem ein Team. Ich selbst bin 2012 zum Team gekommen als mein Sohn dort aufgenommen und Fahrer wurde.
Wie hat sich die heutige Zusammenarbeit mit dem Team Bulls entwickelt? Wann habt ihr das Team Bulls als Partner gewonnen?
Bernd Sigel: Nach einem Gespräch zwischen Christoph Listmann und Karl Platt vom Team BULLS auf der Eurobike 2015 wurde überlegt, wie man zusammenarbeiten kann. Ab dem Jahr 2016 wurde dann vereinbart, dass wir mit den Rädern des Team BULLS fahren. Seitdem unterstützt uns die ZEG mit Material (d.h. Bikeparts) vom Profi Team. Seitdem ist auch Paul Lange und SHIMANO im Spiel.
Heute läuft die Zusammenarbeit so, dass wir von unserem Hauptsponsor Team BULLS die Räder erhalten, dazu den technischen und finanziellen Support. Karl Platt und Christoph Listmann haben die Kontakte geknüpft und die ZEG als Unterstützer für die Jugendförderung gewonnen.
Inzwischen sind wir das einzige Nachwuchsteam vom Team BULLS. Die Zusammenarbeit mit dem Team BULLS läuft sehr gut.
Herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen dem BIKE Junior Team und dem Team BULLS ist Simon Schneller. Er ist beim BIKE Junior Team in der U17 aktiv gewesen und seit der U23 beim Team BULLS. Er erzielte dort 2019 drei Podiumsplätze bei der UCI Marathon Serie und dazu Rang 5 bei der Deutschen Meisterschaft im Marathon MTB.
Wie viele Fahrer sind aktuell bei Euch? Und wie viele sind es in der Vergangenheit gewesen?
Bernd Sigel: 2022 waren es fünf Fahrer und 2023 werden wir 6 Fahrer haben. Teilweise waren wir bis zu 12 Sportler. Die bekanntesten sind Georg Egger, Jochen Weisenseel , Regina Genser, Martin Gluth, Antonia Daubermann, Timo Holzschuher, Felicitas Geiger, Leonie Daubermann und schließlich Simon Schneller. Sie alle haben große Erfolge erzielt.
Was sind deine Hauptaufgaben als Teamchef des BIKE Junior Teams?
Bernd Sigel: Meine Hauptaufgaben sind die Organisation rund um das Material, Kontakt zu den Sponsoren und die Organisation der Renneinsätze – also alles, um das Team am Laufen zu halten.
Wichtig ist zudem auch die Saisonplanung mit den Sportlern. Manche wollen gerne 40 Rennen pro Saison fahren, aber das geht nicht. Oft geht es eher darum, die Sportler zu bremsen, so dass sie vernünftige Umfänge trainieren, die ihrem biologischen Alter entsprechen. Sie sollen altersgerecht trainieren.
Beim Training spielt dann vor allem auch Ernährung eine Rolle und bei den U17-Fahrer empfehle ich für die Rückenstärkung auch schon einmal Krafttraining. Dazu gibt’s bei mir regelmäßig Feedbackgespräche mit den Fahrern. Dabei spielt auch Social Media eine Rolle.
In welchem Alter sind die jungen Sportlerinnen und Sportler?
Bernd Sigel: Wir starten 2022 in der AK U15 und U17. Für 2023 werden 2 Sportler in der U19 an den Start gehen. Letztes Jahr haben wir quasi einen Neuaufbau gemacht.
Wie funktioniert bei den jungen Fahrerinnen und Fahrern die Vereinbarkeit von Schule und Training?
Bernd Sigel: Mit der Steigerung des Trainingsumfangs geht in der Regel eine bessere Organisation des Tagesablaufs einher. Wenn die Kids den Radsport ernsthaft betreiben, dann passiert auch etwas in der Schule. Wir registrieren in der Regel steigende Leistungen in der Schule. Die Kids werden insgesamt zielgerichteter. Man lernt mit Niederlagen umzugehen und auch Durchhaltevermögen.
Die Schule ist auf jeden Fall immer an erster Stelle. Die Erfahrungen vom Training werden aber oft in die Schule transferiert. Insofern trägt der Sport hier auch zur Persönlichkeitsbildung bei. Als Vater meines eigenen Kinds, das auch Rennen gefahren ist, sage ich sogar: Der Sport selbst und der Druck, der durch ihn entsteht, war viel härter mit meinem Kind als ich es als Vater je hätte sein können und überhaupt wollen.
Du hast bereits von bekannten Teammitgliedern gesprochen. Was waren bis dato eure größten Erfolge ?
Bernd Sigel: Aktuell dieses Jahr wurde Dennis Krimmel Deutscher Meister in der U17. Elias Hückmann ist Deutsche Vizemeister in der U15 geworden. Er ist auch nur deshalb nicht erster geworden, weil er bei einem Wettkampf fehlte. Dazu wurde er noch Vize-Europameister im XCO.
Auf Eurer Webseite findet man den Slogan „Ride clean“. Ihr weist dort auf das wichtige Thema der Doping-Bekämpfung hin. Was hat es damit auf sich und wie läuft die Doping-Bekämpfung bei Euch konkret ab?
Bernd Sigel: Ja, wir hatten schon Nada(Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland)-Workshops beim Teamtreffen. Regelmäßig informiere ich dazu im Team über die richtige Art der Ernährung und die Gefahr von Nahrungsergänzungsmitteln. Das Thema war uns schon immer wichtig und war immer ein Teil von unserem Logo.
Und zu guter Letzt: Welche Rolle spielt das Thema Bike-Komponenten und Ausrüstung bei Euch und wie hat es sich über die Jahre entwickelt?
Bernd Sigel: Natürlich ist es sehr wichtig ein funktionierendes Rad zu fahren. Ich vermittle aber meinen Sportlern immer, dass bei fünf Minuten Rückstand auf die Spitze nicht das Gewicht der Sattelklemme den Unterschied macht.
Die Pflege des Rades ist zudem ein sehr wichtiger Punkt, da bin ich bei Bedarf auch mal sehr nervig. Wer mit nicht gepflegtem Rad zum Training kommt, bekommt da schon einmal die „gelbe Karte“. 😊
Funktion ist in der Regel erstmal das wichtigste, wichtiger auch als Gewicht: Es braucht dazu auch nicht den allerleichtesten Carbon-Renner.
Es muss mit den Altersklassen noch Steigerungspotential geben. Mein Credo hier ist: XT bis U 17, Ab der U 19 darf XTR gefahren werden.
Es geht auch darum, dass am Ende nicht nur die gehobene Mittelschicht Rad fahren kann. Pro Jahr würden eigentlich für das Material pro Fahrer 10.000-12.000€ anfallen, die aber dadurch, dass wir das Material gesponsert bekommen, für die Eltern wegfallen. Da geht es neben den Fahrradteilen auch um die Fahrrad-Bekleidung.
Allerdings kann man insgesamt sagen: Mit gutem Ersatzmaterial für die Räder sind wir versorgt – das Material ist echt klasse.
Dann wünschen wir dem ganzen BIKE Junior Team eine tolle Saison 2023 und weiterhin viel Spaß!
Schreibe einen Kommentar