Vor kurzem wurde ich gefragt, wo ich die Vorteile bzw. Nachteile zwischen dem Outdoor-Radeln und dem Indoor-Radeln sehe. Doch wie immer lautet meine erste Antwort: Ich sehe keine Vor- bzw. Nachteile, sondern für mich stehen die jeweiligen Annehmlichkeiten im Vordergrund.
Um etwas für mich persönlich annehmlicher zu machen, darf es von dem limitierten Faktor Zeit nicht zu viel in Anspruch nehmen. Und da ich grundsätzlich ein relativ anfälliger Mensch für Ausreden bin, sage ich auch sehr schnell: Das lohnt sich nicht für die paar Minuten oder 1-2 Stunden.
Ein Argument für Indoor-Cycling: Schnell ist man auf dem Rad…
Wenn ich zum Beispiel in der kalten Jahreszeit nach einem harten Arbeitstag daheim ankomme, habe ich in aller Regel wenig Lust mich Schicht für Schicht in die Klamotten zu zwängen, um wie eine dicke Zwiebel draußen mit Freude und Freunden eine Stunde fahren zu können. Hingegen brauche ich für eine Tour in der Onlinewelt Zwift in meinem Paincave nur meine Lycrabuchse und Radschuhe anziehen.
Dieses Argument funktioniert bei mir aber auch nur, weil ich den Platz habe und mir den Luxus gönnen konnte, ein komplettes Setup im Keller (meinen Paincave) aufzubauen. Dies bedeutet für mich innerhalb von 2 Minuten auf dem Rad sitzen zu können.
Jedoch geht für mich nichts über eine schöne Tour mit Freunden durch den Wald mit einem leckeren Kuchenstopp. Auch eine abendliche Sommertour zum „Kopf freiblasen“ auf den Hometrails ist durch fast nichts zu ersetzen. Denn hier liegt mein gedanklicher Fokus und die Konzentration sofort auf dem kleinen Wegeabschnitt direkt vor mir und ich habe gar keine Zeit mir noch Gedanken über die Arbeit oder sonstige Sorgen zu machen.
Anders sieht die Welt für mich aus, wenn es darum geht mal mit dem Rennrad eine Trainingsrunde zu drehen. Alleine kein Thema, zu zweit können schon wenige Watt Unterschied zwischen Spaß und Frust auf der Trainingsrunde entscheiden.
Wer das Glück hat passende Trainingspartner zu haben, wird das Problem kaum verstehen. Ich hingegen empfinde es als sehr angenehm ohne Probleme und lange Suche auf der Rolle im virtuellen Bereich sofort passende Trainingspartner auf dem gleichen Leistungsstand zu finden. Allerdings ziehe ich jeden passenden realen Trainingspartner bei schönem Wetter draußen vor.
Indoor-Radeln als Community-Erlebnis
Allein niemals einsam auf der Rolle. Ein Aspekt warum ich derzeit Zwift anderen vielleicht grafisch viel besseren Programmen vorziehe, ist die große Community. Als Kommunikationsplattform dient hier zum Beispiel die Facebookseite der größten deutschsprachigen Zwiftcommunity ZRG Cycling Club. Hier gibt es gemeinsame Meetups, also gemeinsame Ausfahrten in der virtuellen Welt, eine Rennserie und diverse feste Trainingsfahrten. Dazu kommt noch das ZRG-Racingteam, welches sogar bald offline an der Startlinie steht.
Ich bin zum Beispiel auch ein Mitglied der ZRG-R-TTT Truppe. Wir fahren jeden Donnerstag online ein Teamzeitfahren. Genial ist es natürlich, wenn virtuelle Trainingspartner plötzlich zu realen Begleitern auf einer Tour werden. So habe ich nun schon öfters Leute offline getroffen, die ich vorher nur als Avatar kannte.
Der Paincave sorgt bei mir aber auch auf eine ganz andere Art für mehr Bewegung im Leben. Meine Frau bricht sehr früh morgens zur Arbeit auf und geht auch entsprechend sehr früh ins Bett. Früher habe ich dann allein mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher meinen Abend verbracht. Heute geht es für mich sehr oft, sobald meine Frau „Gute Nacht“ sagt, in den Keller aufs Rad. Das geht allerdings auch nur, da die neuen Trainer alle relativ leise sind.
Indoor-Cycling als Ergänzung zum Outdoor-Cycling – Draußen ist’s doch am schönsten!
Dass ich die frische Luft in der Natur, dem Mief im Keller vorziehe, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Allerdings ziehe ich dem Mief im Keller auch gerne einer Regenfront oder Frostfußzehen vor.
Ich kann es für mich drehen und wenden wie ich will. Für mich ist der Rollentrainer im Keller eine perfekte Ergänzung für mein Hobby Radfahren. Ich bewege mich gerne, habe aber trotzdem oft auf meine eigenen Ausreden bzgl. „schlechtem Wetter“ oder „da lohnt sich das Umziehen nicht“ gehört. Diese Ausreden habe ich mir selbst genommen und alleine dafür hat sich die zusätzliche Anschaffung eines Rollentrainers für mich schon gelohnt. Dass ich dadurch fitter in die für mich empfundene Schönwetterradsaison einsteigen kann, ist ein genialer schöner Nebeneffekt.
Also ride on, vielleicht sieht man sich online oder offline. Hauptsache auf dem Rad!
Mehr über Frank Eggert und seine vielfältigen Fahrrad-Erfahrungen (nicht nur übers Indoor-Cycling) findet ihr unter:
Mario Velten says
Hallo Frank,
super geschrieben, ich finde mich in fast jedem Satz wieder.
Grüße
Mario Velten (ZRG-R-TTT3) ???