Ein Blick hinter die Kulissen
Der Gesamtsieg beim Cape Epic in Südafrika gehört zu den prestigeträchtigsten Erfolgen, die es im Cross-Country-Marathon-Sport gibt. Auf acht Etappen sind über rund 700 Kilometer und mehr als 15.000 Höhenmeter zu bewältigen. Ein „Marathon“-Programm also im wahrsten Sinne des Wortes, das nicht nur den Beinen der als Zweier-Teams antretenden Athleten, sondern auch dem Material alles abverlangt.
Davon können auch gestandene Profis wie Urs Huber vom Team Bulls ein Lied singen. An der Seite von Karl Platt sicherte sich der Schweizer im Frühjahr 2016 den Sieg am Kap und reiste daher 2017 als Titelverteidiger an.
Im Gepäck jede Menge Fahrradtechnik vom Feinsten, die für die Strapazen im Rennen unverzichtbar ist. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass Profis wie Huber oder Platt immer das beste Material unter dem Hintern haben? Wir durften uns in der Team Bulls Zentrale umsehen und miterleben, wie Urs Huber sein auf ihn abgestimmtes Equipment empfing.

Für alle das Selbe – oder doch nicht?
„Jeder Fahrer hat seine eigenen Vorlieben, gewisse körperliche Besonderheiten, biomechanische wie physiologische, auf die wir beim Aufbau der Räder Rücksicht nehmen“, erklärt Team-Manager Friedemann Schmude.
Natürlich, so der „Macher“ hinter den vielen Erfolgen der vergangenen Jahre, komme bei allen Teamfahrern dasselbe Basismaterial zum Einsatz. Fürs Cape Epic 2017 waren es beispielsweise die neuen vollgefederten BULLS Black Adder Wild Edge Team Di2 Rahmen sowie die von den Sponsoren zur Verfügung gestellten Komponenten und Teile wie die SHIMANO XTR Di2 Gruppen von Paul Lange & Co.
Damit hören die Gemeinsamkeiten dann allerdings auch schon wieder auf. Kurbelübersetzung und Kurbelarmlänge, den Kassettentyp und viele weitere Parameter gilt es auf den Geschmack und den Körper des jeweiligen Athleten abzustimmen. „Während beispielsweise Urs Huber und Karl Platt auf Zweifach-Kurbeln mit 36/26 Zähnen setzen und dabei dank Synchro-Shift komplett auf den linken Schalter verzichten, schaltet Simon Stiebjahn auch vorne lieber selbst“, plaudert Schmude aus dem Nähkästchen.
„Rider Tuned“ – Das Erfolgsprinzip

Besonders schätzen Teammanager wie Mechaniker und Fahrer die Möglichkeiten, die SHIMANO im Rahmen des „Rider Tuned“-Prinzips bietet.
So kombinieren die Bulls-Piloten beispielsweise an ihren Wettkampfbikes die leistungsstarken Trail-Bremshebel mit den filigranen Race-Bremssätteln. „So erhalten wir die Performance, die wir brauchen, und die Kontrollierbarkeit der Servo-Wave-Technik, ohne dass das Gewicht zu sehr ansteigt“, verrät Friedemann Schmude.
Doch auch in der Backnanger Teamzentrale hat mittlerweile längst die Elektronik Einzug gehalten. „Wir müssen uns langsam auch einen neuen Titel für den Mechaniker ausdenken“, schmunzelt der Manager des Team Bulls, „schließlich sitzt er immer öfter vor dem PC und programmiert die Bikes der Fahrer so, wie es für jeden einzelnen am besten ist.“ Über E-TUBE, so Schmude weiter, sei dies aber zum Glück so einfach, dass immerhin keine Zusatzausbildung nötig sei.
High-Tech Elektronik am Rad

„Natürlich befasse ich mich auch viel mit der Technik, das gehört ja dazu. Aber mein Job ist es in erster Linie, Rennen zu fahren. Und dass mir das Team dafür jedes Mal perfekt aufgebaute, vorbereitete – und neuerdings programmierte – Bikes hinstellt, macht das auf jeden Fall viel leichter“, sagt Urs Huber mit Blick auf seine neuen Sportgeräte.
Es gerate ja, so der Schweizer weiter, oft in Vergessenheit, wie viel Aufwand hinter der technischen Seite eines Rennteams stehe. „Auf den Rennen steht schon manchmal auch die Team-Area mit den Mechanikern im Fokus. Da kommen auch mal die Medien vorbei und machen Fotos oder schreiben Artikel. Aber dass hier in der Zentrale das ganze Jahr über im Hintergrund gearbeitet wird, damit wir am Ende immer das beste und schnellste Material haben, weiß kaum einer.“ Gerade dieser Support, so Huber, sei eines der wichtigsten Kriterien, die die richtig guten Teams von den anderen unterscheiden.

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen
„Das muss auch so sein“, ergänzt Teammanager Schmude. „Schließlich haben verschiedene Rennen ja ganz unterschiedliche Charakteristika. Und das muss sich natürlich auch im Material widerspiegeln.“
Nach dem Cape Epic ist vor der Transalp könnte eines der Mottos im Hinblick auf die beiden wichtigsten Etappenrennen der Saison lauten. In den Alpen kommen im Gegensatz zu Südafrika beispielsweise die BULLS Black Adder Team Di2 Hardtails zum Einsatz, die natürlich ebenfalls
individuell für jeden Fahrer aufgebaut werden.
An der Ausstattung mit einem Synchro-Shift-gesteuerten 2-fach-System ändert das für Huber jedoch nichts. Lediglich die Kettenblattkombinationen werden je nach Etappenprofil angepasst. Für Cross-Country-Rennen während der Saison setzen die Team BULLS Profis aber durchaus auch gelegentlich auf 1-fach-Systeme.
„Die kurzen, schnellen Runden lassen es in solchen Rennen zu, auch mal einen dickeren Gang den Anstieg hochzudrücken“, erklärt Schmude. Und so gehen in der Backnanger Teamzentrale die Saison über quasi nie so ganz die Lichter aus. „Nur während der großen Rennen ist hier Ruhe, dann findet die Hauptarbeit auf dem Rad statt.“
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