Egal, ob ihr das Fahrrad gerade aus seinem Winterschlaf holt oder bereits regelmäßig damit unterwegs seid: Der richtige Reifendruck ist wichtig, um platte Reifen, übermäßigen Verschleiß oder Unfälle zu vermeiden und so effizient wie möglich unterwegs zu sein. Doch was ist der ideale Luftdruck?
Der optimale Luftdruck ist hauptsächlich von zwei Faktoren abhängig: Dem Reifenvolumen und der Gewichtsbelastung. Die Faustregel für den richtigen Luftdruck ist dabei einfach: Je kleiner das Reifenvolumen (also je kleiner die Reifenbreite und die Felgengröße) oder je schwerer der Fahrer, desto höher sollte der Luftdruck sein.
Bei einem Rennrad mit schmalen oder einem Faltrad mit kleinen Reifen muss der Reifendruck also höher sein als bei einem City-, Touren- oder Trekkingrad mit 28“ Felgen und mittelbreiten Reifen. Bei Mountainbikes darf der Luftdruck sogar noch geringer sein.
Die Richtwerte für den richtigen Reifenluftdruck
Der richtige Luftdruck ist sehr wichtig, um sicher unterwegs zu sein und viel Spaß mit seinem Rad zu haben. Wenn euer Reifen zu wenig Luftdruck hat, drohen Platten, beschädigte Felgen oder sogar Unfälle durch sogenannte Durchschläge, wenn ihr über Bordsteine, Schlaglöcher oder Wurzeln fahrt.
Außerdem ist der Rollwiederstand bei geringem Luftdruck durch die erhöhte Auflagefläche und das Walken des Reifens höher, so dass es euch schnell vorkommen kann, als ob ihr mit sehr viel Kraft treten müsst. Bei zu viel Luftdruck wird euer Fahrrad dagegen sehr unkomfortabel, da die Reifen den Großteil ihrer Eigendämpfung verlieren.
Ein ganz grober Richtwert für den richtigen Reifendruck sind 4 Bar bei E-Bikes, Touren- & Cityrädern, 2 Bar bei (E-)Mountainbikes und 7 Bar bei Rennradreifen
Allerdings solltet ihr euch die Herstellerangaben auf der Flanke (Seite) des Reifens sowie die beiden oben genannten Faktoren nochmal ganz genau anschauen und euren persönlichen Reifendruck anpassen. Daher haben wir die unterschiedlichen Fahrradtypen für euch genau beschrieben.
Was ist der richtige Luftdruck für mein E-Bike, City- oder Trekkingbike?
Bei E-Bikes, City- und Trekkingbikes sorgt der richtige Reifenluftdruck für Zuverlässigkeit im Alltag.
City- oder Trekkingbikes mit oder ohne Motor sind meist mit 28“-Laufrädern und mit mittelbreiten Reifen ausgestattet. Folgende Tabelle kann dabei helfen, den richtigen Reifendruck zu finden:
|
Fahrergewicht |
||
ETRTO-Größe |
60 kg |
85 kg |
110 kg |
25-622 |
6,0 Bar |
7,0 Bar |
8,0 Bar |
28-622 |
5,5 Bar |
6,5 Bar |
7,5 Bar |
32-622 |
4,5 Bar |
5,5 Bar |
6,5 Bar |
37-622 |
4,0 Bar |
5,0 Bar |
6,0 Bar |
40-622 |
3,5 Bar |
4,5 Bar |
5,5 Bar |
42-622 |
3,0 Bar |
4,0 Bar |
5,0 Bar |
ETRTO, EN und FR bezeichnen die gleichen Reifengrößen auf unterschiedliche Weise. Die Größe eurer Fahrradreifen findet ihr auf der Flanke, also auf der Seite des Reifens, aufgedruckt.
Zur Entschlüsselung kann diese Tabelle helfen:
ETRTO-Größe |
EN-Größe (in Zoll) |
FR-Größe |
Felgengröße in Zoll |
Reifenbreite in mm |
25-622 |
28 x 1.00 |
700x25C |
28 |
25 mm |
28-622 |
28×1 5/8×1 1/8 |
700x28c |
28 |
28 mm |
32-622 |
28×1 1/4×1 3/4 |
700x32c |
28 |
32 mm |
37-622 |
28×1 5/8×1 3/8 |
700x37c |
28 |
37 mm |
40-622 |
28×1,5 |
700x40c |
28 |
40 mm |
42-622 |
28×1,6 |
700x42c |
28 |
42 mm |
Das Fahrergewicht gilt angezogen mit Helm & etwaigem Gepäck. Dieses solltet ihr in eurer Rechnung also auf keinen Fall vergessen. Die jeweiligen Werte, die wir hier empfehlen sind auch als Richtwerte zu verstehen – ihr solltet euren Reifendruck daher auf jeden Fall, nachdem ihr eure Reifen aufgepumpt habt, testen. Je nachdem, auf welchem Gelände ihr unterwegs seid, kann es Sinn ergeben, den Reifendruck etwas anzupassen:
Fahrt ihr hauptsächlich langsamer und abseits der Straße, könnt ihr bis zu 0,5 Bar weniger Reifendruck fahren. Wenn ihr dagegen in der Stadt unterwegs seid, wo ihr schneller fahrt und gefährliche Hindernisse wie Bordsteine auftreten, empfiehlt sich ein um 0,2 bis ca. 1 Bar höherer Luftdruck . Achtet hier auch auf die Beschriftungen auf den Reifen, damit ihr Felgen oder Reifen nicht durch einen zu hohen Luftdruck zerstört.
Bei E-Bikes müsst ihr zusätzlich bedenken, dass diese in der Regel etwa 10 kg schwerer als herkömmliche Fahrräder sind. Rechnet diese 10 kg also auf das Fahrergewicht mit Gepäck, damit ihr auf der sicheren Seite seid! Außerdem solltet ihr bedenken, dass ihr durch die Unterstützung oft schneller unterwegs seid und so eventuell mit mehr Energie gegen Hindernisse wie Bordsteine oder Wurzeln fahrt. Daher solltet ihr den Luftdruck ebenfalls etwas weiter erhöhen.
Der korrekte Reifendruck ist von vielen Faktoren abhängig.
Reifenhersteller wie Schwalbe oder Michelin bieten für City-, Touren- und E-Bikes spezielle Reifen mit härteren Karkassen und einer dickeren Lauffläche an, die zuverlässig vor Durchschlägen und anderen Pannen schützen.
Wenn ihr also viel in der Stadt, auf wurzeligen oder steinigen Feldwegen unterwegs seid, solltet ihr euch diese Reifen unbedingt mal näher anschauen.
Was ist der richtige Luftdruck für mein Mountainbike oder E-Mountainbike?
Da Mountainbikes in der Regel breitere Reifen mit mehr Volumen haben, könnt ihr Mountainbike-Reifen mit weniger Luftdruck fahren als die Reifen von Citybikes oder Rennrädern.
Dies macht vor allem auch für den Einsatzzweck Sinn: Wenn ihr viel im Gelände unterwegs seid, führt ein niedrigerer Reifendruck dazu, dass die Auflagefläche des Reifens auf dem Boden größer wird, und ihr mehr Grip habt.
Aber Vorsicht: Wenn ihr am liebsten mit Vollgas durch den Wald knallt, solltet ihr das Risiko von Durchschlägen nicht unterschätzen und lieber 0,2-0,6 Bar mehr fahren!
|
|
Fahrergewicht |
||
Reifenbreite in mm |
Reifenbreite in Zoll |
60 kg Fahrer |
85 kg Fahrer |
110 kg Fahrer |
47 mm |
1,85 |
3,0 Bar |
4,0 Bar |
5,0 Bar |
50 mm |
1,96 |
2,5 Bar |
3,5 Bar |
4,5 Bar |
55 mm |
2,1 |
2,0 Bar |
3,0 Bar |
4,0 Bar |
60 mm |
2,35 |
2,0 Bar |
2,5 Bar |
3,0 Bar |
63,5 mm |
2,5 |
1,8 Bar |
2,3 Bar |
2,5 Bar |
Die Empfehlungen in der Tabelle erlauben noch ein bisschen Spielraum: Besonders wenn ihr mit dem Mountainbike offroad unterwegs seid, solltet ihr unbedingt ausprobieren, wie sich das Fahrrad mit niedrigeren Reifendrücken verhält.
Tastet euch hier vorsichtig ran und lasst Stück für Stück 0,1 Bar aus den Reifen, bis ihr euer Optimum gefunden habt!
Bei Mountainbike-Reifen gibt es viele unterschiedliche Varianten mit unterschiedlichen Profilarten & -tiefen und unterschiedlichen Karkassenstärken. Cross-Country- oder Marathonreifen haben in der Regel ein gut rollendes Profil und dünnere Karkassen, um Gewicht zu sparen. Um euch vor Durchschlägen zu schützen, ist etwas mehr Reifendruck hier empfehlenswert.
Wenn es dagegen rutschig wird, solltet ihr etwas Luft aus euren Reifen lassen, um den Grip zu erhöhen. Downhill-Reifen haben dagegen meist ein grobstolliges Profil und eine dicke Karkasse, so dass ihr mit etwas geringerem Druck ein hohes Griplevel erreichen könnt, ohne Durchschläge übermäßig zu provozieren. Auch die Felgenbreite kann hier einen riesigen Unterschied machen: Probiert euren optimalen Reifendruck also am besten aus!
Ein besonders niedriger Luftdruck empfiehlt sich für Mountainbikes mit Plus-Reifen (Reifen in einer Breite von 2,6“, 2,8“ oder 3“) oder Fatbikes mit Reifen, die breiter als 4“ sind. Hier müsst ihr ebenfalls herumexperimentieren: 0,1 Bar machen aufgrund des großen Volumens dieser Reifen bereits einen riesigen Unterschied im Fahrverhalten. Fangt bei Plusbikes je nach Gewicht mit 1,4 bis 1,8 Bar an und tastet euch nach unten.
Bei E-Mountainbikes gilt dasselbe wie bei E-City- oder E-Trekkingrädern: Aufgrund des höheren Gewichtes (etwa 10 kg) solltet ihr lieber einen etwas höheren Reifendruck wählen. Auch für E-Mountainbikes gibt es bereits spezielle Reifen, die etwas stabilere Karkassen als die Reifen von normalen Mountainbikes haben. Hier könnt ihr dann etwa den gleichen Druck fahren, da die Karkasse den Reifen bereits ausreichend schützt.
Je nachdem, ob ihr mit Schlauch, Tubeless oder mit einem System wie Procore fahrt, ist es sinnvoll, den Reifendruck ebenfalls anzupassen. Wer bei all diesen Variablen den Durchblick verliert: das ist nicht schlimm! Der „Pressure Prof“ von Schwalbe kann euch helfen, den richtigen Druck für eure Reifen zu finden.
Was ist der richtige Luftdruck für mein Rennrad oder Gravelbike?
Bein Rennrädern konnten wir in den letzten Jahre einen stetigen Trend erkennen: Die Reifen von Rennrädern werden immer breiter!
Während vor ca. 8-10 Jahren noch hauptsächlich 23 mm breite Reifen gefahren wurden, sieht man heute viele Rennräder auf 28 mm oder sogar 32 mm breiten Reifen stehen.
Der Grund dafür ist einfach: Die breiteren Reifen haben mehr Volumen, können mit einem geringeren Druck gefahren werden und sind so schneller und komfortabler. Auch für Rennräder und Gravelbikes haben wir euch eine Tabelle mit Richtwerten vorbereitet:
|
Fahrergewicht |
||
FR-Größe |
60kg |
85kg |
110kg |
700x23C |
7,0 Bar |
8,0 Bar |
9,0 Bar |
700x25C |
6,0 Bar |
7,0 Bar |
8,0 Bar |
700x28c |
5,5 Bar |
6,5 Bar |
7,5 Bar |
700x32c |
4,5 Bar |
5,5 Bar |
6,5 Bar |
700x37c |
4,0 Bar |
5,0 Bar |
6,0 Bar |
700x40c |
3,5 Bar |
4,5 Bar |
5,5 Bar |
700x42c |
3,0 Bar |
4,0 Bar |
5,0 Bar |
Auch bei dieser Tabelle handelt es sich um eine grobe Empfehlung. Den optimalen Reifenluftdruck solltet ihr am besten durch Ausprobieren finden, um so sicher und effizient wie möglich unterwegs zu sein.
Außerdem solltet ihr auch bei dieser Tabelle bedenken, dass sich das Fahrergewicht mit Klamotten, Helm und anderer Ausrüstung versteht – vergesst dies also nicht, wenn ihr euren Reifendruck anpasst.
Auch wenn ihr euch an euer erstes Bikepacking-Abenteuer wagt, solltet ihr nicht vergessen, euren Luftdruck nochmal zu checken. Je nachdem, was eure Ausrüstung wiegt und wie viel ihr eingepackt habt, sind 5 kg zusätzliches Gewicht schnell erreicht!
Fazit
Abschließend können wir euch nur nochmal ans Herz legen, wie wichtig es ist, den Reifenluftdruck dem persönlichen Einsatzgebiet und den persönlichen Vorlieben anzupassen. Beachtet dabei besonders das Reifenvolumen und euer Fahrergewicht und denkt daran, wo ihr unterwegs sein werdet: Auf glattem Asphalt in der Stadt empfiehlt sich ein höherer Luftdruck als auf einem sandigen Waldweg oder auf (E-)Mountainbike-Trails.
Wenn ihr euch nach diesen Tipps noch nicht sicher seid oder eine Fahrradpumpe mit Manometer (also einer Anzeige für den Luftdruck) braucht, helfen euch diese Fahrradhändler gerne weiter:
[wpsl category=“SHIMANO“]
Chris says
habe ein Telefunken Minirad e.Bike mit 20 Zoll Reifen. Welcher Reifendruck wäre hier bei einem Gewicht von ca 90 kg für den hinteren Reifen optimal ? lt Beschreibung wären das zw. 2,9 bis 4.6 bar ?
mfg Chris
Markus Vogt says
Hallo Chris,
das ist so individuell, dass wir das nicht so einfach beantworten können. Wir empfehlen einfach mal den Hersteller anzuschreiben.
Viele Grüße,
Markus
(Paul Lange & Co.)
Karsten Bott says
Danke für den Input.Genau was ich gesucht habe !!!
Wie kommt es denn zu den Zahlen, insbesondere bei den Mountainbikes ? Ich habe 100kg Systemgewicht und scheue mich a bisserl 4 Bar in den Vittoria Barzo 29×2.1 TNT zu pumpen 🙂 ( angegebener Luftdruck: 2.0 bis 4.0 Bar (29-58 PSI) )
In der Tabelle bei den MTB´s könnte ja auch der Voderreifen mit aufgenommen werden
Markus Vogt says
Hallo Karsten,
danke, dass dir der Artikel gefällt!
Der angegebene Wert ist lediglich zur absoluten Sicherheit gemeint. Man kann also von Anfang an, auch etwas in Richtung unter 4 Bar gehen. Also zwischen 85 und 110kg Körpergewicht gibt es schon eine Range zwischen 3 und 4 Bar, die man bedienen kann (bei 55mm). Das ist eben auch von individuellen Vorlieben abhängig und schlichtweg vom Testing.
Viele Grüße,
Markus
(Paul Lange & Co.)