Es naht der Frühling und trotz der Corona-Krise startet damit traditionell die lang ersehnte Mountainbike Saison. Während der harte Kern die dunkle Jahreszeit ausgiebig genutzt hat, mit Wintertraining im Freien oder auf der Rolle, wird ein Großteil der Mountainbiker erst jetzt wieder von der Sonne und dem blauen Himmel aufs Bike gelockt – unter Beachtung aller Social-Distancing-Regeln, versteht sich. Und mit minimalem Verletzungsrisiko – unsere Krankenhäuser haben derzeit wichtigeres zu tun als gebrochene Schlüsselbeine oder Handgelenke zu flicken. Ein Mountainbike-Check ist deshalb umso wichtiger!
Doch egal ob permanenter Schlamm- und Salzbeschuss oder bewegungsarme Monate im Keller, ein gründlicher Frühjahrsputz – und check ist spätestens jetzt an der Reihe. Nur so kann garantiert werden, dass dem Fahrspaß und der Sicherheit nichts im Wege steht, wenn es wieder heißt: Feuer frei auf den breiten Stollenreifen!
Wir erklären Ihnen in sieben einfachen Schritten, wie Sie Ihr Mountainbike startklar machen und worauf Sie achten sollten.
- Frühjahrsputz
- Schraub- und Klemmverbindungen prüfen
- Schmieren und fetten
- Kettenpflege
- Bremsencheck
- Reifencheck
- Losfahren!
Ein Tipp vorweg zum Frühjahrscheck: Mit Montageständer geht’s leichter!
Wartung, Pflege, schnelle Reparaturen und aufwendige Umbauten. Alles geht um Welten einfacher, wenn das Mountainbike fest in einem Montageständer auf Arbeitshöhe fixiert ist. Für ambitionierte Hobbyschrauber, die viel Zeit in der Garage verbringen, ist eine Anschaffung auf jeden Fall empfehlenswert.
Tipp 1: Einmal durch die Waschanlage – Frühjahrsputz
Um sich einen guten Überblick über den Zustand von Rad und Anbauteilen zu schaffen, sollte das Mountainbike erstmal sorgfältig gereinigt werden.
In den meisten Fällen reichen ein Eimer mit klarem Wasser, ein Schwamm, eine Bürste und ein Fahrradreiniger völlig aus, um Dreck und Schmutz zu entfernen.
Wer vor dem Putzen die Laufräder ausbaut, kommt leichter an schwer erreichbare Stellen. Bei besonders hartnäckigen Fett – und Schmierrückständen hilft ein Bio-Degreaser bestens weiter.
Vorsicht ist geboten bei der Verwendung von Hochdruckreinigern: Ein zu hoher Druck presst Wasser und Reiniger unter die Dichtung von Lagern und Abdeckkappen, Rost und ein rauer Lauf sind nach kürzester Zeit das Ergebnis. Mit einem niedrigen Druck und ausreichend Abstand sind Sie auf der sicheren Seite.
Erstrahlt das Rad in neuer Frische, kann es mit dem Frühjahrscheck losgehen.
Tipp 2: Das richtige Drehmoment – Schraub- und Klemmverbindungen prüfen
Zunächst werden sämtliche Schrauben am MTB überprüft, denn lockere Schrauben stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar! Auch hier sind einige Hinweise zu beachten.
Jeder weiß: Bei der Montage von Carbonteilen ist Vorsicht geboten, besonders beim Einstellen von Klemmverbindungen. Weniger bekannt ist allerdings das enorme Schadensgedächtnis von Aluminium. Auch hier können irreparable Schaden entstehen, das betroffene Teil wird zum einem Sicherheitsrisiko oder wird in seiner Funktion stark beeinträchtigt.
Ein gutes Beispiel: Wird bei Verwendung einer absenkbarer Sattelstütze die Sattelklemme zu fest angezogen, wird die funktionsbedingt dünne Außenwand vom Stützenschaft förmlich „eingedrückt“ – das Hydraulik-System wird beschädigt, die Sattelstütze fährt sehr schlecht oder gar nicht mehr aus und ein.
Um das zu vermeiden, ist ein Drehmomentschlüssel beim Anziehen jeglicher Schrauben unerlässlich. Da Schrauben sich gerne „festsetzen“, sollten diese durch ein leichtes Lösen wieder in Bewegung gebracht und anschließend bis zum erforderlichen Wert laut Herstellerangaben angezogen werden.
Besonders die Schrauben von Lenker, Vorbau, Bremssätteln, Stütze, Sattel, Bremsscheiben, Kurbel und Pedalen müssen geprüft werden. Zusätzlich kann Carbonpaste zwischen zwei Kontaktflächen eingesetzt werden. Die Paste erhöht die Reibung und ein Verdrehen der Teile wird auch bei niedrigem Drehmoment effektiv verhindert.
Tipp 3: Auf die richtige Schmierung kommt es an – Schmieren und fetten
Nun sollten Sie den Lagern und Schraubverbindungen an ihrem Rad ein bisschen Liebe schenken.
Das regnerische Wetter, aber auch lange Standzeiten machen vielen Teilen am Mountainbike zu schaffen. Korrosion, knacken und knarzen kann jedoch durch das richtige Pflegemittel an der richtigen Stelle effektiv behandelt werden. Ebenso gewinnen dadurch die beweglichen Teile ihre Leichtläufigkeit zurück.
Wichtig ist es, die zu schmierenden Komponenten vorher ausgiebig zu reinigen, denn Dreck und Fett gehen eine schöne Schmirgelverbindung ein.
Bewegliche Teile wie Steuersatz und Innenlager freuen sich über eine zähe Fettpackung. Diese kann gleichmäßig mit einem Pinsel auf die Innenseite der Abdeckkappen geschmiert werden, sowie auf die Schraubverbindung vom Innenlager. Das hält Schmutz und Wasser fern, die Dichtungen laufen ohne Reibung und das Knacken und Knarzen ist Geschichte.
Carbon-Komponenten, wie zum Beispiel Sattelstützen, dürfen ausschließlich mit einer Carbon-Montagepaste geschmiert werden. Diese verhindert nicht nur Knarzen beim Fahren, auch das benötigte Anzugsmoment im angewendeten Bereich wird nahezu halbiert.
Achtung: Nur Schraubverbindungen, die nicht über die Vorspannkraft wirken, dürfen gefettet werden. Zu vermeiden sind Schrauben im Vorbau- und Lenkerbereich, Dämpfer- und Hinterbauschrauben, sowie die Schrauben an Sattelklemmung und Kurbeln.
Nach besonders schlammigen Ausfahrten sollten beim Frühjahrscheck auch die Federelemente berücksichtigt werden, denn eine gute Schmierung der Abstreifer verspricht ein besseres Ansprechverhalten. Hersteller machen genaue Angaben von dem zu verwendenden Schmieröl, denn die Dichtungen der Federelemente sind empfindlich. In den meisten Fällen reicht es allerdings, Gabel und Dämpfer mit Wasser und einem weichen Tuch zu reinigen.
Tipp: Ein nicht auffindbares Knarzen versteckt sich oft in der Verbindung zwischen Rahmen und Schaltauge.
Tipp 4: Round and round it goes – Die Fahrradkette
Schritt vier: Die Reinigung und Schmierung der Fahrradkette steht als nächstes auf der Liste.
Wasser, Schlamm und Salz können einer Kette ganz schön zusetzen. Nicht nur die Kette leidet dadurch unter schnellerem Verschleiß, auch Kettenblatt und Ritzelpaket sind betroffen und müssen eventuell frühzeitig ausgetauscht werden.
Als erstes sollte der Verschleiß der Kette anhand einer Kettenmesslehre geprüft werden. Fällt der Dorn der Kettenlehre durch die Kette, muss diese ausgetauscht werden. Für SHIMANO Ketten wird eine SHIMANO Messlehre vorausgesetzt, um eine verlässliche Messung zu erhalten.
Ist die Kette in Ordnung, kann geputzt und geölt werden. Bei stark verschmutzten Ketten kann ein spezieller Ketten- und Antriebsreiniger helfen, alle Verschmutzungen und Fettrückstände zu entfernen. Nach der Reinigung kurz mit Wasser abspülen und aktiv mit einem Lappen trocknen.
Bei weniger verschmutzten Ketten reicht es, sie durch einen sauberen Lappen laufen zu lassen. Dazu einfach den Lappen samt Kette in eine Hand nehmen und mit der anderen Hand rückwärts kurbeln.
Ist die Kette gereinigt, kann geölt werden. Für nasse Wetterbedingungen wird ein wasserabweisendes „Wet Lube“ empfohlen. Es ist relativ zähflüssig und haftet besonders gut an der Kette. „Dry Lube“ hingegen ist etwas flüssiger und zieht dadurch nicht so viel Staub und Dreck an, die Kette bleibt bei trockenen Verhältnissen länger sauber.
Idealerweise wird jedes Glied punktuell mit Öl versehen, am besten an der Innenseite. Nach dem Ölen sollten die Überschüsse an der Außenseite der Kette mit einem Lappen entfernt werden.
Tipp 5: Wer später bremst ist länger schnell – Bremsencheck
Hohe Priorität hat zudem der Bremsencheck, er folgt der Ketteninspektion. Als lebenswichtiger Part am Mountainbike muss man sich stets voll und ganz auf seine Bremsen verlassen können, sonst ist ein Sturz vorprogrammiert. Eine Sichtprüfung beim Frühjahrscheck zeigt offensichtliche Mängel wie eine verbogene Bremsscheibe oder abgenutzte Beläge. Durch die Prüfung der Hebel lässt sich erkennen, ob Luft im System ist.
Die Belagstärke der Bremsbeläge sollte mindestens 1 mm betragen, sonst gehören diese ausgetauscht. Oftmals zeigt zudem ein Verschleiß-Indikator auf der Trägerplatte an, wann ein Wechsel ansteht. Das erkennt man am besten, wenn die Beläge ausgebaut werden.
Das bietet zudem die Möglichkeit, die Bremskolben zu reinigen und mit ein paar Tropfen Mineralöl geschmeidig zu machen. Mit einem stabilen Reifenheber können die Kolben vor Einbau der Bremsbeläge in ihre Originalposition zurückgedrückt werden.
Um den Druckpunkt der Bremse zu prüfen, wird der Hebel bei normaler Handkraft angezogen. Lässt er sich weit oder sogar bis zum Griff durchziehen, muss die Bremse unbedingt entlüftet werden! Da das korrekte Entlüften viel Übung braucht, empfehlen wir einen professionellen Service beim Fachhändler.
Die Bremsscheiben werden gerne übersehen, sind aber ein wichtiger Bestandteil des Bremssystems! Schmutz, Öl und Reinigungsmittel vom vorherigen Kettenservice können einfach mit einem Bremsreiniger und einem sauberen Tuch weggewischt werden.
Haben die Scheiben zum Beispiel bei einem Sturz einen Schlag abbekommen, merkt man dasssofort: sie schleifen stellenweise an den Bremsscheiben. Es gibt spezielles Werkzeug, um die Bremsscheibe bei geringen Deformationen wieder in ihre Originalform zu biegen, bei stärkeren Defekten ist ein Austausch unumgänglich. Ist die Scheibe schon länger im Einsatz, ist es wichtig, die Stärke mit einer Schieblehre zu messen. Jeder Hersteller macht genaue Angaben, ab wann eine Bremsscheibe ausgetauscht werden muss.
Nicht vergessen: Neue Bremsscheiben und Bremsbeläge müssen vor der nächsten Tour erstmal eingebremst werden. Hier reichen 5-6 aufeinanderfolgende Vollbremsungen (ohne Blockierung der Reifen) bei ca. 30 km/h.
Tipp 6: Gib Gummi – Reifencheck
Zu guter Letzt ist eine Begutachtung der Reifen sinnvoll, denn auch sie haben einen hohen Einfluss auf den Spaß und die Sicherheit auf den Trails.
Griffige Reifen erkennt man ganz einfach an ihrem Profil, beziehungsweise wie viel davon noch übrig ist. Ist es weitestgehend abgenutzt, spürt man das relativ schnell: Das Mountainbike verliert im Gelände Traktion, Stabilität und Grip und die Bremswege verlängern sich deutlich.
Ein bevorstehender Reifenwechsel ist zudem eine gute Möglichkeit, den passenden Reifen mit optimaler Gummimischung, Reifenbreite und Stollenprofil für den bevorzugten Einsatzzweck zu recherchieren. Auch der Optik des Rades kann mit einem „Skinwall“ oder „Classic“ Reifen ein Hauch mehr Style verpasst werden.
Damit die Luft im Reifen bleibt, wird bei einem Tubeless-Setup ein neuer Schuss Dichtmilch empfohlen. Auch wenn der Reifen aktuell noch dicht hält, kann ausgetrocknete Milch bei einer Reifenpanne wenig helfen. Hersteller wie Schwalbe geben eine Wirkungszeit von 2-7 Monaten an, die Dichtmilch kann mehrmals erneuert werden. Am einfachsten ist es, den Reifen auf einer Seite von der Felge zu lösen (oben), um den Zustand der Milch zu prüfen und gegebenenfalls Milch nachzufüllen.
Tipp 7: Frühjahrs-Check fürs Mountainbike geschafft! Es kann losgehen
Nach einem ausführlichen Check ist das MTB nun bereit für den Saisonstart. Natürlich ist es wichtig, das Bike weiterhin regelmäßig zu inspizieren, je öfter desto besser. In manchen Fällen ist aber auch ein versierter Hobbyschrauber überfragt und stößt an sein Limit.
Ein Fachhändler wie beispielsweise ein SHIMANO SERVICE CENTER mit einer gut ausgestatteten Werkstatt hilft gerne weiter. Denn hier sind alle benötigten Werkzeuge sowie Originalteile vorhanden und auch aufwändigere Reparaturen können in kurzer Zeit durchgeführt werden.
Fachhändler in Ihrer Nähe finden Sie mit unserer Händlersuche . Ob die Fahrradwerkstätten auch während der Corona Krise geöffnet sind, können sie auf unserer Facebook Gruppe „Geöffnete Fahrradwerkstatt“ herausfinden.
Sandra Geier says
Dieser Beitrag zeigt gut, wie man sein Mountainbike in Ordnung für den Frühling bringt. Es stimmt, dass ein Montageständer gut bei der Reparatur helfen kann, da er es ermöglicht, das Fahrrad auf Arbeitshöhe zu fixieren. Ich fahre auch sehr gerne und freue mich deshalb schon wieder auf die warme Arbeitszeit.
Martin Lobinger says
Vielen Dank für die nützlichen Tipps zum Frühjahrscheck des Mountainbikes! Ich bin ein stolzer Eigentümer eines solchen Bikes. Für mich ist der Reifencheck von besonderer Bedeutung – wie auch im Artikel erklärt wird, muss der Reifen mit passender Gummimischung ausgestattet sein. Bei einigen Freunden von mir, die auf die Reifenwahl nicht geachtet haben, kam es sogar zu Unfällen!