Unser Außendienstmitarbeiter im Bereich Großkunden und „Hamburger Jung“ Philipp hatte die große Ehre bei den UCI Gravel-Weltmeisterschaften in Italien am 8. und 9. Oktober 2022 das deutsche Nationaltrikot überzustreifen.
Eine Besonderheit der Disziplin Gravel im Vergleich zu den Straßen- oder MTB-Weltmeisterschaften: die Age-Group-Klassen waren in eine gemeinsame Weltmeisterschaft mit der Elite eingebunden. Insgesamt gingen 560 Fahrer/innen aus 39 Nationen an den Start.
Gravel-Spezialisten vs. Straßenrennfahrer
Die Strecke und das Profil des 190 Kilometer langen Elite-Rennens ließen schon vermuten, dass es schnell wird und den Straßenrennfahrern großer World Tour Rennställe entgegen kommt. Namhafte Straßenradprofis wie Greg Van Avermaet (4.), Mathieu van der Poel (3.) und Daniel Oss (2.) bestätigten diese Vermutung und landeten unter den Top Ten. Der Belgier Gianni Vermeersch krönte sich zum ersten Gravel-Weltmeister.
Für Philipp (Age Group 35-39 Jahre) ging‘s zehn Minuten nach der Elite auf die Strecke. 165 Kilometer mit 800 Höhenmeter, von Vicenza nach Cittadella, waren zu bewältigen. 25 Kilometer weniger als die Profis, da nur eine Zielrunde zu fahren war. Anhand der nackten Zahlen dachten viele, dass es sich um eine sehr leichte Strecke handeln würde.
Die 800 Höhenmeter haben sich allerdings nicht gleichmäßig auf die komplette Strecke verteilt, sondern mussten auf den ersten 30 Kilometern bewältigt werden. Das führte dazu, dass jeder direkt von Anfang an Vollgas gefahren ist, um bei der Abfahrt auf dem Singletrail eine gute Position zu ergattern.
Die Strecke bot eine gute Abwechslung zwischen Straße, Schotter und Wald und führte auch an schönen Flussläufen entlang. Die Schlussrunde um Citadella wartete schließlich noch mit einigen scharfen Kurven und Stichen auf.
Die Begeisterung der Zuschauer an den abgesperrten Straßen sorgte auf jeden Fall für Gänsehaut pur bei den Fahrerinnen und Fahrern. Sogar die Autofahrer, die wegen der Straßensperrung Wartezeit in Kauf nehmen mussten, feuerten sowohl Profis als auch Age-Group-Teilnehmer/innen mit einem lauten Hupkonzert an.
Das Nationaltrikot – mehr als nur ein Trikot

Wir wollten wissen, wie die ersten Gravel-Weltmeisterschaften waren und haben mit Philipp gesprochen:
Damit dich unsere Leser/innen etwas besser kennenlernen, lass uns zunächst mal kurz an deinem Werdegang teilhaben. Seit wann fährst du Rad?
Philipp: Meine ersten Radrennen bin ich mit 13 Jahren gefahren. Im Sommer war ich auf dem Mountainbike und dem Rennrad unterwegs, im Winter fuhr ich Cross-Rennen (Querfeldein).
In welchem Bereich fühlst du dich zuhause?
Philipp: Wenn ich mich entscheiden müsste, immer Off-Road, weil ich mich im Gelände einfach zuhause fühle. Ich habe auch erst mit ca. 16/17 Jahren damit begonnen Straßenrennen zu fahren.
Wie bist du zum Graveln gekommen?
Philipp: Zum Graveln bin ich – wie viele Menschen – durch die Corona-Pandemie gekommen. Rennen haben nicht mehr stattgefunden, was mich aber nicht weiter störte, denn meiner Leidenschaft dem Radfahren konnte ich ja weiterhin nachgehen. Meine Kumpels und ich haben uns Alternativen überlegt. Mein Crossrad hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits verkauft und mir ein Gravel Bike zugelegt. Angefangen hat alles mit selbstorganisierten Gravel-Touren. Wir sind einen Teil des alten Postwegs, 300 Kilometer von Berlin nach Hamburg, gefahren. Die Kombination der unterschiedlichen Beläge, die Mischung aus Asphalt und Schotter hat es uns angetan. Ein weiterer Vorteil, wenn man in einer größeren Gruppe fernab des Straßenverkehrs unterwegs ist: es ist weniger gefährlich. So entstand unsere Gruppe, die „Gravel-Mafia“. 2021 haben wir dann bei einem offiziellen Gravel-Rennen teilgenommen und das Feuer war entfacht.

Exkurs: Unterschied Gravel vs. Cross
Die Reifenbreite eines Crossers ist von der UCI reglementiert und liegt bei maximal 33 mm. Bei einem Gravel Bike beginnt die Reifenbreite erst bei 40 mm. Der Fahrkomfort auf Schotter und Waldwegen ist dadurch deutlich höher, die Gefahr eines Platten geringer. Darüber hinaus unterscheidet sich die Geometrie des Rahmens. Das Gravel Bike ist nicht ganz so sportlich gegenüber dem Crosser, der ganz klar ein Renngerät ist. Natürlich gibt es beim Graveln unterschiedliche Einsatzzwecke. Ein Gravel Bike, mit dem man auf Bike Packing Reise geht ist natürlich ein anderes, als ein Race Gravel Bike das auf den Renneinsatz ausgelegt ist. Spezielle Gravel Komponenten, wie die SHIMANO GRX bieten guten Komfort und sind auf die Anforderungen im Gelände ausgelegt.
Wann kam dir die Idee bei den diesjährigen Gravel-Weltmeisterschaften teilzunehmen?
Philipp: Im Laufe des Jahres wurde von der UCI bekannt gegeben, dass für die Disziplin Gravel offizielle Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Als der Rennkalender der Qualifikationsrennen veröffentlicht wurde, wuchs die Idee, dass ich mich für die Gravel-WM qualifizieren möchte. Bis dato stand allerdings der Austragungsort nicht fest. Dieser wurde erst im Mai bekanntgegeben. Als klar war, dass die Gravel- WM in Italien stattfinden würden, stand mein Entschluss fest. Ich will mich qualifizieren.
Wie hast du dich qualifiziert?
Philipp: Ich habe mich bei einem Rennen in den Niederlanden qualifiziert. Es gab kaum Höhenmeter zu bewältigen, durch sintflutartige Regenfälle war es aber eine regelrechte Schlammschlacht. Sowohl technisch als auch hinsichtlich des Materials definitiv anspruchsvoll und kräftezehrend. Mein Freund Ingo befand sich ebenfalls in der Spitzengruppe, hatte aber leider einen Defekt und schaffte es so nicht unter die ersten 25 Prozent der Startgruppe. Mit einem vierten Platz bei ca. 400 Startern war meine Qualifikation für die Gravel-WM amtlich. Der einzige Wehrmutstropfen: ich musste das Abenteuer Weltmeisterschaften alleine durchziehen, da es für meinen Freund Ingo nach dem Rennen in den Niederlanden keine weiteren Qualifikationsrennen mehr gab.
Wie sah deine Vorbereitung aus?
Philipp: Der erste Schritt war zunächst die Qualifikation zu schaffen. Dementsprechend habe ich schon versucht längere Einheiten zu fahren, um den Körper und die Muskulatur an die Belastung zu gewöhnen. Das Qualifikationsrennen war am 17. September, bereits drei Wochen später, am 9. Oktober, fanden die Weltmeisterschaften statt. In den drei Wochen dazwischen habe ich versucht mein Training zu forcieren, um meine Form zu halten und im besten Fall noch etwas ausbauen zu können. Unter der Woche absolvierte ich kürzere Einheiten mit rund zwei Stunden, an den Wochenenden verbrachte ich 4-5 Stunden auf dem Rad.

Die Teilnahme an den Gravel-Weltmeisterschaften im italienischen Venetien. Was musstest du alles organisieren? Wie lief die Anreise?
Philipp: Die lange Autofahrt, von rund 14 Stunden, wollte ich mir nicht zumuten und entschied mich daher für Bahn und Flugzeug. Der Nachteil war, dass ich in Vicenza nicht so mobil war. Bis ich mein Rad ausgepackt hatte, musste ich daher auch aufs Taxi zurückgreifen. Eine kurze Aufregung gab es nur, als ich versehentlich den Schnellzug von Verona nach Vicenza genommen hatte. Fahrräder sind dort nicht erlaubt. Netterweise hat der Schaffner mit dem Hinweis auf die Gravel-Weltmeisterschaften aber ein Auge zugedrückt. Die schnellere Ankunft war allerdings gut, denn ich wollte unbedingt pünktlich um 14 Uhr zur Startnummernausgabe in Vicenza sein.
Was ist das für ein Gefühl im Deutschen Nationaltrikot an den Start zu gehen?
Philipp: Es ist ein sehr cooles Gefühl das Trikot in den Händen zu halten. Darauf hatte ich mich bereits gefreut, als ich in den Niederlanden die Qualifikation geschafft und mich dazu entschieden habe, das Rennen zu fahren.

Wie hat es sich angefühlt mit bekannten Profis aus dem Straßenrennsport an den Start zu gehen?
Philipp: Es war ein Wahnsinnsgefühl. Als die Profis wie Mathieu van der Poel aufgerufen worden sind, stand ich bereits in der Startaufstellung, da unser Start zehn Minuten später erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon Gänsehaut pur. Mein Pulsschlag lag bereits bei 120 Schlägen pro Minute, passend zum „Heartbeat“-Countdown, der durch die Lautsprecher tönte. Es ist schon etwas Besonderes, wenn diese namhaften Fahrer praktisch beim gleichen Rennen an den Start gehen. Ich konnte sehen, wie sie in den ersten Anstieg reingefahren sind, dann wurden wir (Block der 19-34-Jährigen und die 35-39-Jährigen) an die Startlinie gerufen. Die ganzen Zuschauer am Anstieg feuerten die Age-Group-Athleten genauso lautstark an, wie die Profis. Das war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl und toll organisiert.
Nimm uns doch mal mit, wie deine Tage vor Ort abgelaufen sind. Die Anreise am Freitag:
Philipp: Die Anreise am Freitag verlief, wie schon erwähnt, nicht ganz stressfrei. Glücklicherweise hat aber dennoch alles geklappt. Die Gravel-Community ist noch überschaubar und man kennt sich. So bin ich vor Ort auf Sebastian Breuer, Gewinner der „Badlands 2022“, getroffen. Wir kennen uns gut und sind schon gemeinsam die Bike Transalp gefahren. Er hatte vor Ort ein Auto und hat mich netterweise zur Abholung der Startnummer ins 30 Kilometer entfernte Citadella mitgenommen. Zurück am BDR Treffpunkt habe ich mein Rad aufgebaut und bin zusammen mit einem anderen Kumpel noch die ersten 30 Kilometer der Strecke abgefahren. Mit Einbruch der Dunkelheit bin ich dann ziemlich platt im Hotel angekommen. Während der ganzen Aufregung darf man natürlich nicht vergessen, genug zu trinken und auch zu essen, um dann beim Rennen am Sonntag aus dem Vollen schöpfen zu können.
In aller Kürze zusammengefasst: Nationaltrikot: Check! Startnummer: Check! Strecke abfahren: Check! Erleichterung: groß!
Tag 2: Samstag – Ausruhen, Körner sparen, Flair aufsaugen.
Philipp: Die erste Devise lautete: Ausschlafen, so dass ich am Renntag möglichst gut erholt an den Start gehen konnte. Beim Frühstück bin ich auf drei andere deutsche Fahrer getroffen und wir konnten uns austauschen. Heiß diskutiertes Thema: der richtige Reifendruck.
Im weiteren Tagesverlauf sind wir noch einen Teil der Strecke um Vicenza herum abgefahren und haben unsere Beine etwas gelockert. Aber auch den Start des Frauenrennens haben wir uns nicht entgehen lassen und konnten möglichst viel von der tollen Atmosphäre aufsaugen. Darüber hinaus war uns so auch das UCI-Startprozedere bekannt.
Bei all den Programmpunkten und Erlebnissen war es auch an diesem Tag wichtig, genug zu essen und zu trinken. Ich bin noch nie zuvor in meinem Leben ein Rennen von 165 Kilometern gefahren. Dadurch war ich auch etwas nervös was die Distanz anging. Die Verpflegung während des Rennens war ebenfalls eine Herausforderung und musste gut durchdacht sein.
Nachdem ich den Tag vor dem Rennen viel draußen verbracht habe ging es noch an die Vorbereitung für das Rennen. Rad, Akku der elektronischen SHIMANO Di2 (es besteht die Gefahr, dass sie sich beim Transport entlädt) und Reifendruck checken. Trinkflaschen, Trinkrucksack und Gels vorbereiten. Startnummer an Trikot und Rad anbringen – so wie ich es schon immer mache, seitdem ich Rennen fahre. Um 21 Uhr bin ich schlafen gegangen.
Wie sah deine Verpflegung im Rennen aus?
Philipp: Profis hatten ca. 3-5 Betreuer mit vor Ort, die ihnen Flaschen gereicht haben. Es standen fünf offizielle Verpflegungsstationen zur Verfügung. Dort gab es aber keine Trinkflaschen, sondern nur 0,5 Liter Wasserflaschen, die zur schnellen Getränkeaufnahme nicht geeignet waren. Darüber hinaus gab es vier Zwischen-Verpflegungsstationen, die man nutzen konnte, wenn man einen oder mehrere Betreuer mit vor Ort hatte. Ich bin mit einem Trinkrucksack und zwei Fahrradflaschen gestartet. Netterweise konnte mir der Kumpel eines Freundes noch jeweils eine Flasche bei Kilometer 57 und 115 reichen.
Ich habe versucht mich mit 90-100 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde zu verpflegen. Neben Kohlenhydratpulver in den Trinkfalschen hatte ich außerdem Gels mit dabei und Elektrolyte im Trinkrucksack. Die meiste Zeit war ich in einer Gruppe von 15-30 Leuten unterwegs. Bei dem hohen Tempo war mir das Risiko, die Flasche an der Verpflegungsstation nicht greifen zu können zu hoch, so dass ich mich für den Trinkrucksack entschieden habe, auch wenn ich somit mit drei Kilogramm „Übergewicht“ in den ersten Anstieg fuhr. Auf der einen Seite versucht man so leicht wie möglich unterwegs zu sein und muss auf der anderen Seite viel Verpflegung mit sich herumschleppen, um auf Nummer sicher zu gehen, während des Rennens keinen Hungerast zu erleiden. Das möchte ich in Zukunft auf jeden Fall noch optimieren.

Tag 3: Sonntag – Das Rennen
Philipp: Mein Wecker klingelte um 6.30 Uhr. Um 7 Uhr war ich mit den anderen Deutschen zum Frühstück verabredet. Um 9.45 Uhr haben wir uns am Hoteleingang getroffen und sind von dort zusammen mit dem Rad zum Start gefahren. Am Start angekommen, haben wir uns warm gefahren, was eher obligatorisch war, da wir uns bereits um 10.30 Uhr in die Startaufstellung gestellt hatten, um eine gute Startposition zu ergattern. Im Unterschied zu den Profis, die nach UCI Punkten aufgestellt worden sind, galt bei den Age-Group-Klassen: first come, first serve. Das wollte ich ausnutzen, um vorne zu stehen. Kurz nach dem Start ging es direkt in einen Anstieg, so dass jede Position entscheidend war. Jedoch war das lange Stehen im Startblock nicht gerade förderlich.
Ab halb 11 ist die Anspannung von Minute zu Minute gestiegen. Zum ersten Mal sieht man 1:1 mit wem man es zu tun hat. Man schaut sich seine Kontrahenten an und lässt sich von austrainierten Beinen und Top-Material auch schon mal einschüchtern. Am Ende weiß man aber natürlich, dass jeder, der sich für die WM qualifiziert hat, gut Radfahren kann. Die Anspannung stieg extrem, weil ich natürlich eine persönliche Erwartungshaltung hatte. Ich wollte nicht nur dabei sein. Schon jetzt lag mein Puls bei 120 Schlägen pro Minute. Doppelt so hoch, wie im normalen Ruhezustand.
Wie hast du den Rennverlauf empfunden?
Philipp: Insgesamt waren 80 Radfahrer der Altersgruppe 19-34 Jahre vor meiner Altersklasse (35-39 Jahre). Ich wollte nicht, dass diese 80 Fahrer vor mir in den Singletrail gehen, da ich wusste, dass ich in den technischen Passagen sehr stark bin. Also musste ich zusehen, dass ich auf den ersten 100 Metern und im Anstieg möglichst viele Plätze gut mache. Für die darauffolgenden flachen 130 Kilometer musste ich dann eine gute Gruppe erwischen. Soweit die Theorie.
Der Startschuss fiel und Hektik brach aus. Den ersten Anstieg ist jeder so schnell hochgefahren wie er konnte. Es war extrem schwer nach vorne zu kommen und das hat viele Körner gekostet. Obwohl ich es geschafft hatte relativ weit nach vorne zu kommen, hatte ich trotzdem Leute vor mir, die mich in der Abfahrt ausgebremst haben.
Nach der ersten Abfahrt war nichts mit Luft holen. Es ging Vollgas weiter, so als wäre das Ziel am Fuß des zweiten Berges. Und auch der zweite Anstieg wurde „all out“ gefahren. Ich bemühte mich genug zu essen und zu trinken, was nicht ganz einfach war, da ich permanent am Limit gefahren bin.
Im Flachen hatten sich dann Gruppen gefunden. Eine Gruppe von 10-12 Leuten fuhr vorne weg. Ich war dahinter in einer Gruppe von 35 Mann. Es war ein bunter Mix aus meiner Altersklasse und den 19-34-Jährigen. Anhand der farblichen Unterschiede der Startnummer war das leicht zu erkennen. Hier galt es den Status quo ausfindig zu machen und sich zu orientieren, wo man sich gerade befindet.
Leider waren wir keine homogene Gruppe. Wenn sich alle einig gewesen wären, hätten wir die Gruppe vor uns eventuell einholen können. Dies war aber nicht der Fall, so dass sich unsere Gruppe ab Kilometer 70 nochmals gesplittet hat. Acht Fahrer konnten weg fahren. Genau in dieser Phase ging es mir nicht so gut, so dass ich den Sprung in die vordere Gruppe nicht geschafft hatte. Von da an war die Gruppenarbeit noch schlechter als zuvor. Das Rennen ist uns aus den Händen geglitten, denn nur ein Viertel der Fahrer war gewillt den Rückstand zu der voranfahrenden Gruppe zu minimieren. So kam es wie es kommen musste, eine Gruppe von hinten fuhr auf uns auf. Von da an wusste ich, dass meine ursprüngliche Zielsetzung einer Top 10 Platzierung nicht mehr realistisch war. Doch ich wollte das Rennen so gut es geht zu Ende fahren. Aussteigen bei einer WM war für mich keine Option.
Ab diesem Zeitpunkt bin ich nur noch mein Rennen gefahren. Ich habe meinen Tempomat eingestellt und mich nicht mehr darüber aufgeregt, wenn andere keine Führungsarbeit gemacht haben. Wir waren immer noch eine Gruppe von 30-40 Leuten. Von hinten hat man viele Freiläufe gehört, ein paar wenige haben vorne die „Arbeit“ gemacht.
Zehn Kilometer vor der ersten Zieldurchfahrt bin ich aus der Gruppe rausgefahren und habe mich mit ein paar anderen Fahren abgesetzt. In der Zielrunde konnte ich noch zehn Leute einholen. Zu meinem Erstaunen haben mich kurz vor dem Ziel Führungsmotorräder überholt. Die Profis mussten im Unterschied zu den Age-Group-Athleten zwei, anstatt einer Zielrunde fahren. Ich bin rund 5 Minuten vor dem Weltmeister Gianni Vermeersch über die Ziellinie gefahren. Das war ein tolles Gefühl für mich, da die Menschenmassen im Ziel bereits auf den Sieger gewartet und somit auch mich lautstark angefeuert haben. Am Ende bin ich an Position 13 ins Ziel gekommen.
Zunächst war ich über meine Platzierung etwas enttäuscht, doch als ich das Rennen am Abend habe Revue passieren lassen, war ich zufrieden mit meiner Leistung. Es war schnell und anspruchsvoll. Auch nach der Analyse meiner Leistungsdaten war es ein gutes Rennen für mich. Ich hatte keinen Defekt oder Sturz und die Atmosphäre war schlichtweg der Hammer.

Fazit?
Philipp: Es wäre gut, wenn die UCI in Zukunft jede Altersgruppe für sich starten lassen würde. So würde das Ergebnis nicht verfälscht werden und die Orientierung über die Position im Rennen wäre leichter. Ich habe sowohl beim Qualifikationsrennen als auch bei der Gravel WM selbst viel gelernt. Ich weiß, dass ich zwischendurch cleverer fahren muss. Wenn ich mit einem Auge auf die nächste Altersklasse schiele, die ich in zwei Jahren erreiche, ist sogar eine Medaille möglich, was ein großer Ansporn für mich ist. Gravel entwickelt sich weiter. Dass Straßenradprofis mit am Start waren hat definitiv für Aufmerksamkeit gesorgt. Ich hoffe, dass es in Zukunft auch noch mehr Rennen in Deutschland geben wird. Die Gravel Weltmeisterschaften waren für mich ein tolles Event und ein großes Abenteuer.
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