Voll gepackt mit tollen Sachen aus unserem Hause habe ich mich wieder auf den Sattel geschwungen. Nachdem ich nun schon mehrere Bundesländer der deutschlandweiten Gravel Rallye „Orbit 360“ hinter mir hatte, kam jetzt das schöne Bundesland Sachsen an die Reihe.
Und so viel vorab: Es war die bisher schönste und aufregendste Tagesetappe.
„Orbit 360“ ist eine Gravel-Serie die 2020 erstmals von einer kleinen Gruppe Gravel-Enthusiasten im Zuge der Corona-Pandemie umgesetzt wurde. In 16 Bundesländern gibt es 16 sogenannte „Orbits“. Das sind Strecken, die extra für die Serie kuratiert und ausgetüftelt wurden. Sie gehen über Stock, Schotter und Stein, sind anspruchsvoll und können von jeder und jedem auf Komoot heruntergeladen und gefahren werden.
Vor der Tour wollte ich mein Gravelbike, das Focus Paralane, noch auf das Tubeless-System umrüsten. Aus meiner Zeit auf dem Mountainbike bin ich von den Vorzügen von Tubeless absolut überzeugt. Mit etwas Übung und dem richtigen Material ist der Umbau ein Kinderspiel.
Was ist dazu notwendig? Dichtmilch, ein paar Tubeless Ventile und gegebenenfalls ein Tubeless-Felgenband, zum korrekten Abdichten der Felge. Alles zusammen bietet Zéfal in einem praktischen Tubeless-Kit-Paket an.
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Mein Gravelbike auf Tubeless umrüsten – Mit dem Zéfal Tubeless Kit
In meinem Fall war die Felge bereits Tubeless-Ready, sodass das Felgenband bei mir nicht zum Einsatz kam. Dafür habe ich das Zéfal Tubeless-Kit verwendet. Das heißt dann in der Umsetzung einfach:
- Alten Schlauch raus holen (kann mit ins Emergency Kit aufgenommen werden).
- Mit Tubless Ventil ersetzen und eigentliches Ventil mit dem im Zéfal Tubeless Kit mitgeliefertem Tool abdrehen.
- Zéfal Dichtmilch gut vorab schütteln.
- Den praktischen Schlauch aufstecken und damit die Milch über das offene Ventil eindrücken.
- Zum erstmaligen Aufpumpen des nun vorbereiteten Tubeless-Laufrads empfiehlt sich nun noch ein Tubeless Tank. Im Bild verwende ich den aktuellen Testsieger der Mountainbike und der Roadbike, den Zéfal Tubless Tank, zusammen mit der FP60 Standpumpe.
- Ist der Tank bis auf zirka 8 Bar aufgetankt tritt man einfach auf den Auslösemechanismus am Tank und voilá: Wir haben ein Laufrad-System, das weniger Rollwiderstand und mehr Pannenschutz bietet. Bei kleinen Löchern repariert es sich sogar selbst.
Zum Start der Orbit-360-Tour mit dem Zug nach Dresden
Los ging es mit dem ICE morgens vor 6 Uhr mit Ziel Dresden. Hier sollte die Tour weiter in den Osten führen, an der tschechischen Grenze entlang.
Dabei liegt das Gros der Strecke im Nationalpark sächsische Schweiz. Zurück teils entlang an der Elbe. Vorbei an Pirna um schließlich nach 170 Kilometern und zirka 2.150 Höhenmetern wieder in Dresden zu landen. So oder so, ein ambitioniertes Vorhaben für mich.
Probleme mit der Fahrradmitnahme im ICE (am Ende gelöst)
Früh morgens: Das Equipment war am Vorabend bereits top vorbereitet. So konnte ich in der tiefen Dunkelheit Richtung Bahnhof zum ICE starten. Für mich und das Rad war vorreserviert, der Zug stand bereit auf dem Gleis. „Jetzt kann nichts mehr schief gehen“, dachte ich. Stark gefehlt.
„Das Fahrradabteil ist bei dieser Generation des ICE nicht vorhanden“, sagte die Zugbegleiterin. Sie könne leider nichts machen. Mein Rad müsse bleiben, ich könne mit.
Fuchsteufelswild schnappte ich mein Rad und schob ans andere Ende des Zuges (ein gefühlte Kilometer). Hier angekommen fand ich eine zweite, durchaus nettere Dame vor, die meinte: „Ja, es stimmt, ein Fahrradabteil ist hier nicht dabei, jedoch ist der Zug dank Corona ja praktisch eh so gut wie leer.“
Ich solle doch einfach das Rad in die Lounge der 1. Klasse stellen. „Und ich darf dann auch Platz nehmen, neben meinem durchaus wertvollen und geliebten Rad?“
„Ist kein Problem“, meinte die gut gelaunte Bahn-Frau. Na also! In der 1. Klasse nach Dresden zu fahren, ist doch auch nicht schlecht. Dort angekommen empfing mich die aufgehende Sonne an den imposant restaurierten Wahrzeichen von Dresden.
Start des Sachsen-Orbits mit kleinen Unwägbarkeiten
Weiter ging es über die Elbbrücke von der man bei schönstem Sonnenschein einen wunderschönen Ausblick hat. Etwas gewöhnungsbedürftig, fiel dieser Ausblick diesmal direkt auf der Loipe für einen Langlauf-Weltcup, der auf der grünen Wiese ausgetragen wurde.
Hinter der hippen Dresdner Neustadt mit ihrer außergewöhnlichen Graffiti-Kunst an gefühlt allen Wohnhäusern ging die Tour richtig los.
Wunderschön, leicht im Schnee, ging es in den Stadtwald am Prießnitzer Bach. Ich war schon begeistert und voller Vorfreude. Doch dann das. Nach knapp 10 km konnte ich meine Schaltung nicht mehr betätigen. Was war los?!
Alles war top vorbereitet gewesen außer eben, dass ich den Akku der Di2 nicht geladen hatte. Ich hatte mir bei meinen vielen Touren im Sommer immer gedacht, jetzt solltest du das gute Ding schon mal aufladen, ist ja verrückt wie lange das hält. Das hätte ich mal besser gemacht…
Gut, das war jetzt nicht das erste Mal, dass ich mit gewissen Unwägbarkeiten im Leben klar kommen musste. 🙂 Es hieß für mich also nun: Handy raus – Fahrradladen suchen.
Fündig wurde ich beim perfekt ausgestatteten SHIMANO Service Center BikePoint. „Di2 Kabel? Kein Problem. Hängen wir kurz an die Dose“. Nach 20 Minuten Ladung (reicht aus für eine ausgiebige Tour) und einem super netten Tech-Talk ging’s schließlich weiter.
Wie? Klar: Vollgas! Ich musste ja die Zeit reinholen. So konnte ich viel zu wenig die wunderschöne hügelige Gegend mit den traumhaften Single Trail Abfahrten genießen. Umso mehr aber eine grobe Schotterpiste, die mit um die 45 km/h richtig viel Laune machte.
Die nächste Panne!
Bei meinem Kampfgewicht von 92 Kilo sollte man aber entweder genug Luft im Reifen haben oder Glück haben und es nicht übertreiben. Eines davon war nicht der Fall.
Und siehe da: Ich hörte einen lauten Schlag und – unglaublich, aber wahr: Bei Kilometer 25 hatte ich die nächste Panne. Der Hinterreifen war platt…
Schnell den Reifen inspiziert und siehe da, es fand sich schnell ein relativ großes Loch, das der Dichtmilch keine Chance ließ. Kein Grund zur Panik, nicht umsonst bin ich Brandmanager für Zubehörprodukte von Zéfal. 🙂
Wie man unterwegs eine Tubeless-Panne fixt
Was war also zu tun?
- Ich hole die Tubeless Bar Plugs raus, die ich an meinem Trinkflaschenhalter Z2i befestigt hatte. Ein perfektes Repair Kit für Tubeless, ideal für diesen Zweck!
- Die darin enthaltene „Salami“ wird einfach in die enthaltene Nadel eingefädelt.
- Das Ganze dann „mit Kraracho“ in den Reifen und vorsichtig wieder heraus ziehen, sodass sich die Salami förmlich im Loch breit macht.
- Der Überschuss wird dann mit einem Messer abgenommen.
- Die ebenfalls am Trinkflaschenhalter Z2i montierte CO2–Kartusche abnehmen – rein mit der Luft.
- Die im Reifen befindliche Milch spritze ich meist nochmal minimal an der Salami vorbei
- Am Ende ist alles dicht!
- Alles in allem eine Pause nicht mehr als von 10 Minuten.
Hier nochmal als Bild:
Und schon geht es weiter. Von der groben Schotterpiste war schnell nichts mehr zu sehen und die Täler wurden immer enger. In diesem Abschnitt zeigten sich die ersten wilden Felsformationen des Nationalparks Sächsische Schweiz.
Weiter ging es über Feldwege in Richtung Altendorf, wo es einen schnellen Döner auf die Hand gab. Vier verschiedenen Größen standen zur Wahl: Kinder/Normal/Groß oder Riesen-Döner. Für den super fairen Preis von 5,– € ist es tatsächlich der Riesen-Döner geworden, der ohne weiteres im komplett leeren Magen Platz fand.
Zusätzlich habe ich die Pause genutzt um nochmals etwas Luft in den Reifen nachzugeben. Eine weitere Panne wäre eher ungünstig, da nur noch eine CO2-Kartusche übrig war.
Nach einigen Kilometern folgte der Weg einem wunderschönen Kamm mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben im Nationalpark.
Nach einer wilden Abfahrt auf Schotter ging das Spektakel eigentlich erst richtig los. Menschenleere Täler, wunderschöne Bachläufe, wildromantische Wege in engsten Tälern.
Ein Teil der Tour führte durch eine Vielzahl von Tunneln und über alte Steinbrücken. Es muss eine ausgedehnte Schmalspur Bahnstrecke gewesen sein. Anders würde sich ein solcher Aufwand für eine schmale Wegstrecke in einer solchen Wildnis nicht erklären.
Die unwirklichen Felsformationen rund 10 km vor Bad Schandau haben mich dann vollends ganz überzeugt. Eine Tour wie ich sie in der Schönheit, zumindest in Deutschland, noch nie erlebt habe. Mein Rad und ich funktionierten wie am Schnürchen.
Über den Tag hinweg musste ich zur Anpassung an die Temperaturen mehrfach die Kleidung wechseln, die ich in der Z-Adventure R11 von Zéfal, auch bekannt als „Arschrakete“, verstaut hatte.
Als Rahmentasche hat die Pro Discovery sehr gute Dienste geleistet. Hier Hat Zéfal in der Zwischenzeit nachgelegt und nun die neuen Z Adventure C Taschen neu ins Gravel-Programm aufgenommen. Ein echter Preis-Leistungshit!
Ein weiteres Highlight folgte erneut völlig unverhofft. Der Weg führte zunächst durch ein schönes verschlafenes Örtchen bei Bad Schandau direkt ans Ufer der Elbe. Soweit das Auge reichte, führte keine Brücke darüber. Direkt hinter einem Park sah ich einen Steg, an dem bereits ein Boot zum Ablegen bereit war.
Ende des Orbit 360 in Sachsen: Zurück zum Dresdner Hauptbahnhof
Es ging also mit der Fähre zum anderen Ufer und von dort direkt wieder weiter bergauf in die Wälder. Nach einer weiteren Stunde auf wilden Forstwegen führte der Weg nah an einen Abgrund. Was eine Wahnsinnsabfahrt direkt an einer Felskannte entlang wieder nach unten ins Elbtal. Technisch schwer mit einem ordentlichen Adrenalinkick.
Unten angekommen konnte ich die Dämmerung schon erahnen. Nicht unbedingt eine gute Voraussetzung für den eigentlichen Endgegner – die große letzte Schleife Richtung Bielatal vor Pirna.
Keine gute Idee im Winter. Und so überwand selbst ich meine toxische Maskulinität (Fachwort für die männliche Dummheit).
Sprich: Die Schleife wurde ausgelassen, ab ging’s auf direktem Weg nach Pirna. Dafür kratzte ich die letzten PS aus den Beinen zusammen.
Der letzte Anstieg von Pirna zurück nach Dresden ist jedoch eine nicht endend wollende, starkbefahrene Bundestraße.
Mit „Landschaft genießen“ oder tief empfundener Fahrfreude hatte das nun nicht mehr viel zu tun. Jetzt zählte nur noch Durchhalten. Im „Halb-Delirium“ ging es zurück zum Dresdner Hauptbahnhof. Der ICE war direkt am Start – nun sogar mit offiziellem Fahrradabteil. Was für ein Abenteuer! Und das an nur einem Tag. Total am Ende, aber glücklich – auch in der 2. Klasse.
Clarissa says
Super Anleitung und schöner Bericht. Danke dir !
Magnus says
Riesen-Döner für nen 5er… da ist die Welt noch in Ordnung. Starker Bericht, tolle Bilder! Go Christian!!
Olaf says
Die Geographischen Kenntnisse des Autors halten sich in Grenzen. ?