Was ist das Nedbank Desert Dash?
Das Desert Dash ist ein Extrem-Radrennen in Namibia. Enorme Hitze beim Start am frühen Nachmittag, die kühlen Temperaturen in der Nacht, die Höhenluft auf über 2.000 Meter und bis auf wenige Kilometer nur Sand-, Salz- und Kiespisten.
Das Desert Dash gilt als das härteste 24-Stunden-Mountainbike-Rennen der Welt!
Die 373 Kilometer zwischen Windhoek und Swakopmund sind eine echte Herausforderung für TeilnehmerInnen und Material.
Beim ersten Start im Jahre 2005 nahmen nur nur 44 AbenteuerInnen teil, bis 2020 wuchs das Starterfeld auf über 1.000 ambitionierte SportlerInnen.
Von der Idee bis zum Ziel
Corona hat unser aller Leben enorm verändert. Auch im Sportbereich konnten kaum Veranstaltungen durchgeführt werden. Meinen Sport, den Triathlon, konnte ich 2020 nur beim Stadt-Triathlon in Ratingen ausüben.
Zwischen den beiden Lockdowns hatte ich ein Management-Seminar, bei der es als aktiven Part eine Mountainbike-Tour gab. Unser Guide vom Hubert Schwarz Zentrum erzählte mir dabei vom Desert Dash, den 373 Kilometern auf Sand- und Schotterpisten.
Meine erste Reaktion: Wie kann man nur so bekloppt sein, an so einem Rennen teilzunehmen? Das würde ich nie, niemals machen.
Aber schon beim Aussprechen dieser Worte fing es bei mir irgendwie an zu rattern. Ich fing an, zu überlegen, zu rechnen und habe dann ziemlich spontan bei meinem Radpartner TREK angerufen, ob es möglich wäre, ein Mountainbike zu bekommen?
Danach ging alles ziemlich schnell, musste es ja auch. Immerhin waren es nur 6 Wochen bis zum nächsten Desert Dash. Da ich noch nie wirklich auf einem Mountainbike unterwegs war, habe ich mich entschlossen, das auf Kreta in einem zweiwöchigen Wochen Trainingslager zu trainieren.
Das große Heulen kam jedoch bereits am ersten Tag. Ich habe angefangen, meine Radausfahrten auf dem Mountainbike mit dem Triathlonrad zu vergleichen.
Dieser Vergleich hinkte so gewaltig, dass mir das Fahren mental extrem schwer viel. Doch nach und nach wurde es zu einer neuen Leidenschaft: Abseits der Straßen auf unbefestigten Wegen Bereiche erkunden zu können, die ich auf schmalen Rädern niemals erreichen würde!
So wurde aus einer Begegnung eine Idee, ein Plan und schließlich ein klares Ziel: Die Startlinie des Desert Dash in Windhoek.
Am 11.12.2020 stand ich mit meinem Mountainbike genau dort.
Warum tue ich mir so etwas an?
Das wurde ich im Vorfeld und auch nach dem Rennen oft gefragt. Als Redner und Referent auf der Bühne habe ich eine hohe Erwartungshaltung an mich selbst, aber auch an meine ZuhörerInnen.
Wenn ich über intrinsische Motivation, Selbstwirksamkeit, Zielsetzung und/ oder Eigenverantwortung spreche, ist es mir wichtig, dass ich das, was ich sage auch spüre und lebe.
Natürlich habe ich in meiner Vergangenheit vieles erlebt und auch einige große Ziele erreicht. Das hat mir gezeigt, was alles möglich sein kann. Fühlen und spüren kann ich diese Themen aber nur, wenn ich sie auch selbst immer wieder aktiviere.
Naja, und so kam es dazu, dass ich mir das Desert Dash angetan habe.
Das Rennen
Am 11.12.2020 wurde das Desert Dash in Windoek bei 35 Grad gestartet. Die ersten 30 Kilometer ging es stetig bergauf, bis auf den 2.100 Meter hohen Kupferberg.
Anfangs fühlte ich mich richtig gut und mit zwei Litern Wasser im Camelback, zweimal 750 ml Kohlenhydraten, sechs Gels und einem Riegel, war ich davon überzeugt, den Halfway Point bei Kilometer 170 problemlos zu erreichen.
Mit meinem Triathlonrad hätte ich keine Bedenken gehabt, aber 170 km auf dem Mountainbike sind dann doch etwas ganz anderes. Wasser gab es genug, aber 30 km vor dem Halfway Point waren meine Energietanks komplett leer und ich bin quasi nur noch „geschlichen“.
Zum Glück stand unser Betreuer Klaus schon am Halfway Point mit einem schon vorher geschmierten Nutella Toast – meine Rettung!
Jetzt brauchte ich erst einmal eine längere Pause, um ordentlich zu essen, und wieder Energie aufzufüllen. Außerdem musste ich jetzt zusätzliche Kleidung und auch dünne Handschuhe anziehen.
Man sagt, wer die ersten 170 km schafft, erreicht normalerweise auch das Ziel. Nachdem das Rad gecheckt und die Kette ordentlich geölt wurde, ging es dann weiter… nur noch 203 km.
Ab jetzt ging es zwar flacher weiter aber ins Rollen kommt man bei diesem Rennen praktisch nie. In der Nacht durch die Wüste zu fahren, hört sich erstmal romantisch an. Wenn allerdings Nebel und Nässe aus 36 Grad 8 Grad machen, wird es schnell ungemütlich.
Vor allem, wenn die Sicht kaum mehr als 5 Meter beträgt. Leider hatte ich über große Strecken Probleme mit der Energieaufnahme, hatte aber das unglaubliche Glück, eine Gruppe von drei Fahrern gefunden zu haben, die meine Schwierigkeiten erkannten und von mir keine Führungsarbeit erwarteten. So konnte ich mich bis Kilometer 250 gut erholen und das Rennen fing endlich an, mir Spaß zu machen.
Die letzten 120 km! Am Anfang des Desert Dash wurde gesagt, die letzten 100 km würde es stetig bergab gehen. Heute frage ich mich, wo waren diese Bergab-Passagen?
Jedenfalls habe ich es nicht so empfunden. Das lag wohl daran, dass der tiefe Sand leichtes Rollen verhindert… oder so ähnlich?! Aber meine Kraft war wieder da und ich konnte auf meinem Trek Supercaliber ordentlich Druck machen.
Einige Fahrer, die mich zuvor überholt hatten, konnte ich wieder einholen und mit dem Beginn der Dämmerung wurde auch die Zuversicht stetig größer, finishen zu können.
Es war unglaublich, in der Wüste den Sonnenaufgang mitzuerleben und diese bizarren, wundervollen Felsformationen zu sehen. Hier in Namibia spricht man von der Mondlandschaft.
Ich kam mir vor wie in einem Star Wars oder Mad Max Film. Der Sand wurde immer tiefer und auf den letzten Kilometern in der Wüste hatte ich auch die Dreiergruppe, die ich irgendwann doch verloren hatte, wieder eingeholt.
Die letzten 20 Kilometer waren definitiv für Triathleten gemacht. Hier konnte ich durch meinen MTB-Lenker mit integrierten Auflagen meine Stärken ausspielen!
Auch meine Shimano XTR Gruppe hat mich auf den buckligen und technisch anspruchsvollen Abschnitten nicht im Stich gelassen.
Dies sollte sich auf den letzten Kilometern zum Glück nicht ändern. Ich hätte den Jungs aus der Dreiergruppe wegfahren können, aber das wäre nicht fair gewesen, hatten sie mich doch eine Zeitlang „mitgezogen“.
Also gab es eine kurze Absprache und als zehnter das Ziel zu erreichen, war für mich Sieg genug. Zumal dies mein erstes Rennen auf einem Mountainbike war.
Mein Resümee
Noch nie in meiner sportlichen Karriere hatte ich innerhalb eines Rennens so viele Höhen und Tiefen erlebt. Noch nie hatte ich so viele schreckliche aber auch tolle Bedingungen, die mich emotional in beide Richtungen berührt haben.
Der Umgang und der gegenseitige Respekt unter den FahrerInnen hat mich an meine Anfangszeit in unserem geliebten Triathlonsport erinnert.
Damals, als wir Triathleten noch alle etwas lockerer und nicht ganz so kompetitiv unterwegs waren. Ich will das hier und heute gar nicht bewerten, nach dem Motto, „früher war alles besser“. Früher war es anders und heute ist es für mich anders, aber es ist mein Sport und es bleibt ein großes Abenteuer.
Ein Abenteuer, bei dem ich mich spüre und erfahre, was es bedeutet, sich neue, andere Ziele zu setzen. Zufrieden zu sein, mit dem, was man erlebt und bei dem die Platzierungen und Zeiten eine untergeordnete Rolle spielen.
Na ja, nicht ganz, am Ende des Tages analysiere ich doch. Dabei muss ich feststellen, dass ich mit der neuen Erfahrung den Desert Dash heute wahrscheinlich in deutlich kürzerer Zeit fahren würde.
Diese Erkenntnis lässt mich schmunzeln und an Morgen denken, an den Tag im Dezember 2021, an dem das Rennen erneut stattfindet und ich eine weitere Chance nutzen kann, um mir das zu beweisen und meine Grenzen zu verschieben!
Das ist mein Kopfkino und Motivation genug, mich auf ein weiteres Abenteuer einzulassen! In dem Sinne wünsche ich Euch allen ebenfalls ganz viel positives Kopfkino und viele tolle Gedanken, die Euch motivieren, positiv durch diese verrückte Zeit zu gehen und das „NEUE JAHR 2021“ in Angriff zu nehmen.
Bleibt hungrig und genießt es, morgens wach zu werden und einen weiteren Tag geschenkt bekommen zu haben!
Hier geht’s zum Video des Desert Dash 2020:
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