Sobald Sie einen Fuß in Ihr lokales Fahrradgeschäft setzen, wird Ihnen bestimmt etwas auffallen. Nahezu alle E-Bikes sind verkauft – die Wartezeiten auf neue Modelle enorm.
Nun, das sind für den Händler durchaus positive Nachrichten. Die Fahrradläden haben die Corona-Pandemie gut überstanden und nachhaltige Fortbewegung boomt.
Jedoch müssen diese Fahrräder auch irgendwo bewegt werden. Richtig: auf Radwegen, in Wohngebieten, aber auch auf stark befahrenen Straßen.
Mehr Verkehr heißt natürlich auch mehr Risiko für alle Beteiligten. Dem können Sie jedoch mit einem professionellen Fahrsicherheitstraining optimal entgegenwirken.
Auch als Fahrschüler muss man Unterrichtstunden belegen und eine Prüfung bestehen, um mit dem KFZ sicher am Verkehr teilzunehmen, oder?
Deshalb zeigen wir Ihnen die fünf Basics der Fahrsicherheit auf dem E-Bike. Einfach beschrieben und für Sie super direkt umzusetzen.
Andy Rieger ist professioneller Fahrtechniktrainer für Pedelecs/E-Bikes, MTB und E-Mountainbikes. Als Mitglied des Bundeslehrteams der DIMB (Deutsche Initiative Mountainbike e.V.) bildet er zudem Bike-Guides und Fahrtechniktrainer aus.
Ab und an lesen Sie auch von ihm als Redakteur in diversen Radmagazinen. Mit seinen Fahrtechnikschulen HappyTrails.de und E-Bike-Fahrsicherheit.de bietet er mit einem hoch ausgebildeten Team Trainings für jede Könnerstufe an.
5 Basics für sicheres E-Biken auf Radwegen oder der Straße
1. Sorgen Sie für einen sicheren Stand auf dem Pedal
Die Pedale sind, neben den Griffen, einer der wichtigsten Kontaktpunkte zum Fahrrad. Deswegen lohnt es sich, hier einen genaueren Blick darauf zu werfen.
Der Grip bzw. die Standsicherheit auf dem Pedal wird hauptsächlich von drei Punkten bestimmt. Dem Schuh, dem Pedal und der Fußposition. Spezielle Fahrradschuhe und ein auf den Schuh abgestimmtes Pedal sorgen festen Stand und sorgen für mehr Sicherheit und Spaß auf dem Fahrrad.
Solch ein spezieller Fahrradschuh ist zum Beispiel der GR7 MTB Schuh von SHIMANO. Dieser zeichnet sich durch eine griffige und stabile Sohle aus. Das Pedal hat leichte Noppen und sorgt somit für extra Traktion. Für Ihren E-Bike-Einsatz ist auch die ET-Modelllinie von SHIMANO zu empfehlen. Sie wurde speziell auf die Bedürfnisse von E-Bikern zugeschnitten und zeichnet sich neben Komfort und gutem Grip auch durch einen zeitloses Design aus.
Zusätzlich zum richtigen Material kommt es auch auf die korrekte Position auf dem Pedal an. Für maximale Traktion und Pedaliereffizienz sollte die breiteste Stelle des Schuhs über der Pedalachse liegen.
Dies sorgt für einen sicheren und vor allem zentralen Stand auf den Pedalen. Jeder Mensch ist natürlich anders, hier geht probieren über studieren, um die richtige Wohlfühlposition zu finden!
2. Die ergonomische Position des Bremshebels
Wer später bremst, ist länger schnell! Dies mag vielleicht auf Rennstrecken gelten, aber nicht im Straßenverkehr oder auf Radwegen. Hier ist sicheres und dosiertes Bremsen gefragt. Um dies zu ermöglichen ist die korrekte Einstellung der Bremshebel essenziell. Sie sollten gut erreichbar und auf die persönliche Handgröße angepasst sein.
Position des Bremshebels bei einem Bremsfinger.
Position des Bremshebels bei zwei Bremsfingern
Die Anzahl der Bremsfinger spielt hier eine untergeordnete Rolle. Jedoch gilt: Je mehr Finger den Lenker greifen, desto größer die Kontrolle über das Fahrrad.
Wichtig ist, dass die Bremshebel gut erreichbar sind. Hierfür positionieren Sie, wie auf den Bildern zu sehen ist, Ihre Hände in einer gewohnten Griffposition und strecken die Finger aus.
Der Bremshebel sollte etwas hinter den Fingerkuppen liegen. Passt die bisherige Einstellung nicht, lassen sich die meisten Bremsen sehr einfach anpassen. Entweder ist dafür ein Rädchen vorhanden oder Sie benötigen einen kleinen Inbusschlüssel. Der Zeitaufwand für die Einstellung ist gering, der Mehrwert aber enorm.
Die Vorarbeit ist geleistet, das Fahrrad ist eingestellt, jetzt geht es los. Die Körperposition ist maßgeblich an Ihrer Fahrsicherheit beteiligt. Mit einigen einfachen Kniffen schaffen Sie es, sich wohler zu fühlen und Sie entwickeln ein angenehmes Gefühl für Ihr Fahrrad.
3. Die Grundposition im Sitzen sowie Stehen
Die Grundposition bildet die Basis für alle weiteren Fahrtechniken. Wird sie beherrscht, lassen sich auch fortgeschrittene Techniken gut erarbeiten.
Um es für Sie einfach zu gestalten, teilen wir die Grundposition in zwei Bereiche auf: im Sitzen und im Stehen.
Im Sitzen liegt der Fokus auf der Oberkörperposition. Wie Sie auf den Bildern sehen können, liegen Ihre Finger bremsbereit auf dem Griff. So können Sie möglichst schnell auf Hindernisse reagieren. Die Ellenbogen sind leicht gebeugt. Sie fungieren als eine Art natürlicher Dämpfer. Ihre Fußposition sollte wie in Tipp 1 beschrieben so zentral wie möglich auf dem Pedal sein.
Ihr Rücken sollte gerade sein, das schont die Muskulatur und sorgt dafür, dass Sie optimal auf dem Sattel sitzen. Der Blick ist nach vorne gerichtet, sodass Sie die Fahrbahn im Blick haben und natürlich die Aussicht genießen können.
Die stehende Grundposition wird in erster Linie beim Bergabfahren eingesetzt. Diese sollten Sie allerdings nur einnehmen, wenn Sie sich diese zutrauen. Der Vorteil: sie gibt Ihnen auf unebenem Untergrund oder in steileren Passagen ein Plus an Sicherheit.
Darüber hinaus lassen sich mögliche Notbremsungen in dieser Position schnell und effizient durchführen. Grundsätzlich funktioniert sie genauso wie die sitzende Grundposition.
Wir beginnen bei den Füßen. Ein zentraler Stand auf dem Pedal ist hierbei sehr wichtig. Die Fersen können Sie leicht hängen lassen. Dies entspannt insbesondere die Wadenmuskulatur auf langen Touren. Die Beine sind beinahe gestreckt, aber nicht komplett durchgestreckt.
Der Rücken ist gerade, die Ellenbogen angewinkelt, die Finger liegen bremsbereit auf den Bremshebeln und der Blick ist nach vorne gerichtet. Üben Sie diese Position gerne auf einem ruhigen Weg und mit einem Freund oder Partner. So können Sie sich gegenseitig korrigieren und verbessern.
Übung macht den Meister!
4. Das sichere und kontrollierte Bremsen
Die richtige Einstellung der Bremsen haben wir bereits erledigt. Jetzt geht es um das Bremsmanöver an sich.
Auch hier gilt es, einige Punkte zu beachten. Damit beim Bremsen das Rad nicht blockiert, empfiehlt es sich die Bremshebel vorsichtig und mit gleichmäßigem Druck bis zum Stillstand zu betätigen.
Das Bremsverhältnis sollte bei 70 % auf der Vorderrad- und 30 % auf der Hinterradbremse liegen. Beugen Sie während des Bremsvorgangs die Ellenbogen und spannen dabei den Rumpf an.
Sie sind dadurch kompakter auf dem Rad und ein Sturz über den Lenker wird dadurch vermieden. Im nachfolgenden Bild können Sie sich die beschriebene Position genauer ansehen.
Das Bremsmanöver mit Blick nach vorne und stabiler Oberkörperposition.
5. Die Blickführung bei Kurven
Um Ihnen die Effektivität der Blickführung zu verdeutlichen, können Sie ein kleines Experiment durchführen. Stellen Sie sich aufrecht hin. Drehen Sie den Kopf langsam nach rechts und nach links.
Sie sollten merken, dass sich ihr Oberkörper und Schultern mitdrehen. Dies machen sie sich auch auf dem Fahrrad zu Nutze. Denn wir fahren auch dorthin, wo wir hinschauen.
Anhand der folgenden Bilderreihe können Sie sich die Blickfolge bei der Kurvenfahrt verinnerlichen. Unerlässlich dabei ist eine Grundposition mit angewinkelten Ellenbogen.
Bei der Anfahrt visieren Sie den Kurveneingang an. Haben Sie diesen passiert wandert Ihr Blick zum Scheitelpunkt der Kurve.
Am Scheitelpunkt angekommen peilen Sie den Kurvenausgang an. Lassen Sie die Ellenbogen gebeugt. Die Finger befinden sich an den Bremshebeln.
Haben Sie den Scheitelpunkt erreicht, geht der Blick weit nach vorne. Jetzt können Sie sich freuen. Die Kurve ist geschafft!
Wie sie sehen, leitet uns der Blick in die richtige Richtung. Wie beim Autofahren gilt hier: vorausschauend Fahren, um den Fahrfluss beizubehalten.
Letzter Tipp zum Fahrtechniktraining:
Befolgen Sie diese 5 Tipps, sind Sie sicher und vor allem souverän unterwegs. Übung macht wie immer den Meister. Bei Fragen zu den Techniken oder auch den Kursen und Kursinhalten, schreiben Sie gerne jederzeit eine E-Mail an: office@e-bike-fahrsicherheit.de oder besuchen Sie uns auf unserer Website unter: E-Bike-Fahrsicherheit.de
Alle Bilder von: Christian Tharovsky/Team-F8.
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