Wer denkt beim Stichwort „Bike Build Up“, also dem Aufbau eines neuen Rennrads, nicht sofort an DURA-ACE, Di2, Hochprofilfelgen aus Carbon und Powermeter Kurbel?
Ich zumindest kenne niemanden, mich eingeschlossen.
Doch es geht auch anders! Denn nicht jeder hat vielleicht das Geld in der Tasche, um sich gleich das beste High-End-Material zu kaufen. Oder er will einfach mal ins Rennradfahren einsteigen und testen, ob es für ihn – oder sie – überhaupt etwas ist. Dann will man anfangs eventuell nicht allzu viel investieren.
Auch da hat SHIMANO Lösungen. Und zwar sehr gute: Es geht um die Claris-Gruppe.

Mein Wunsch war ein ästhetisches, individuelles, aber für mich bezahlbares Einsteiger-Rennrad für Alltagsfahrten, längere Touren und kurze, intensive Trainingseinheiten nach Feierabend.
Beim Rahmen gab es keine Kompromisse, denn ich wollte schon immer einen Stahlrahmen aus Rohren der Marke mit der Schwalbe.
Aber erstmal ein Bikefitting…
Bevor es allerdings mit der Suche losging, gönnte ich mir zunächst ein Bikefitting.
Zum einen, um eine wissenschaftliche Grundlage zu haben, wie ich denn sinnvoll auf einem Rennrad sitzen sollte. Zum anderen, um in der Folge alle relevanten Maße für Rahmensuche und Teileauswahl zu haben.
Der Nutzen von Bikefitting wird oft unterschätzt. Was bringt es mir, zwar das allerbeste Rad zu besitzen, das dann aber gar nicht zu meinen Körpermaßen passt?
Den richtigen Rahmen finden
Nachdem ein neuer Stahlrahmen aus einem hochwertigen Rohrsatz nicht in das Budget für dieses Projekt passte, fand sich nach längerer Suche für kleines Geld ein gebrauchter, aber technisch brauchbarer Rahmen, der beim Kauf allerdings noch ein ziemliches trauriges Bild bot.

Viel Schleifen, eine eigens aufgebrachte Zweifarb-Lackierung und ein neuer Dekorsatz vom Hersteller – wenig später waren nur noch die charismatischen Dellen, die bewusst bleiben durften, vorhanden.

Welche Komponenten für den Aufbau?
Bei den Komponenten fiel nach langem Vergleichen der technischen Spezifikationen die Wahl auf die SHIMANO Claris Gruppe, die mit lediglich 2×8 Gängen den Einstieg in die vielfältige SHIMANO Produktpalette bildet.
Hier hat SHIMANO bei der letzten Evolutionsstufe an vielen Stellen Technologien der hochwertigeren Gruppen einfließen lassen. So ist die aktuelle Claris Kurbel ebenfalls im 2-Piece Design aufgebaut und verfügt nun über die 24-mm-Hohlachse für HOLLOWTECH-II Innenlager mit größer dimensionierten Kugellagern.
Die Bremsen haben 30 % mehr Bremsleistung als die Vorgängerversion, die Schalt-Bremshebel wurden in Form und Haptik angepasst und erhielten ab Werk Schaltzüge mit SHIMANOs OPTISLICK Beschichtung, die noch weicher durch die SHIMANO SP-41 Schalthüllen laufen und zudem weniger Handkraft beim Schalten benötigen.
Bei den Anbauteilen (Lenker, Vorbau, Sattel und Sattelstütze) griff ich auf Teile der SHIMANO Tochter PRO zurück, beim Pedal auf das SHIMANO PD-RS500 mit einem, für Einsteiger, geringen Auslösemoment des SPD-SL Klickmechanismus.
Um auch optisch einheitlich zu bleiben gab es, ebenfalls von PRO, noch Lenkerendkappen und Vorbaukappe in passendem Schwarz-Weiß-Look.
Endlich geht es an den Aufbau des Rennrads…
Anfang Juli war es dann soweit: Alle benötigten Teile lagen vor, das Werkzeug war bereit gelegt und der Rahmen in den Montageständer gespannt.
Es ging also endlich an den langersehnten Aufbau.
Zum Glück musste der Steuersatz für die Aufarbeitung nicht entfernt werden; sauberes Abkleben hat hier vollkommen ausgereicht. Somit war kein Besuch beim freundlichen Händler des Vertrauens nötig, denn das dafür nötige Spezialwerkzeug gehört nun wirklich nicht zur Werkstattausrüstung eines Hobbyschraubers.
Es wurde also erstmal ausgepackt… ein Gefühl wie Weihnachten! 🙂

Budgetbike hin oder her, ein paar Highlights in Form von DURA-ACE Schnellspannern und einem Innenlager von SHIMANOs Referenzgruppe mussten trotzdem sein.
Um sicher zu gehen, keine Fehler beim Aufbau zu machen, war stets die Internetseite si.shimano.com geöffnet, auf der sich zu jedem Bauteil eine bebilderte Anleitung in deutscher Sprache finden lässt. Hier finden sich neben Explosionszeichnungen und Kompatibilitätstabellen, auch bebilderten Einbau- und Bedienungsanleitungen, in denen von der richtigen Werkzeug-Empfehlung über Montage bis zur Einstellung alles übersichtlich dargestellt wird.
Zuerst habe ich alle Komponenten am Rahmenset montiert.
Wichtig dabei:
- Auf Gewinderichtung (Innenlager, Pedale) und Anzugsmomente achten; die Angaben finden sich meist direkt auf dem Bauteil oder in der Anleitung.
- Fett und/oder Montagepaste verwenden, um die Montage zu erleichtern, Korrosion vorzubeugen und einen späteren Wiederausbau zu Servicezwecken zu ermöglichen.
- Zeit lassen und lieber einmal mehr überlegen, bevor noch etwas kaputt geht.
Wichtigste Werkzeuge waren dabei ein Innensechskantschlüssel-Satz, eine Kabelschere, ein PH2 Kreuz-Schraubenzieher, dazu noch ein Drehmomentschlüssel und ein paar Spezialwerkzeuge für Tretlager und Kassettenmontage ohne die es nun mal nicht geht.



Die SHIMANO Claris-Gruppe wird verbaut…
Im Anschluss wurde die Claris-Kassette auf das Hinterrad montiert, Vorder- sowie Hinterrad mit Felgenband, Schlauch und Mantel versehen und eingesetzt.
Dann ging es an die Zugverlegung.

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, vor allem im Bereich des Steuerrohres. Ich habe dazu einfach mal den Internetauftritt des Rahmenherstellers aufgerufen, mir dort deren Musteraufbauten angeschaut und mich daran orientiert.
Wenn alle Kabel verlegt sind, kann man auch endlich das Lenkerband montieren und steht plötzlich vor einem schon ziemlich fertigen Fahrrad.

Kurz noch Sattel und Pedale montiert, die Kette aufgezogen und abgelängt. Wie ich feststellen durfte, in diesem Fall sogar ohne nach dem Kürzen nieten zu müssen, da der Kette ein Kettenschloss beilag, Schaltung sowie Bremsen eingestellt und pünktlich zum Sonnenuntergang konnte sogar noch die erste Testfahrt gemacht werden.

Die Schaltung überzeugt, die Optik sowieso.
Heraus gekommen ist mein ganz individuelles Rennrad, technisch aktuell, durch seine dünnen Stahlrohre edel und mit seiner individuellen Lackierung. Kurzum: Ein echter Hingucker im Stadt- und Straßenverkehr.
Ist das Rad so, wie ich es mir vorgestellt habe? JA, zu 100%!
Den Aufwand gegenüber einem Rad von der Stange ist es mir definitiv wert gewesen, auch im so gern unterschätzten Einsteiger-Bereich.

Egal ob am Wochenende auf den Landstraßen im Großraum Stuttgart, in der Stadt oder auf dem Weg zur Arbeit – alles fühlt sich so an, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Mir ging es ganz ähnlich: nachdem ich den größten Carbohnrahmenrohling aus China bestellt und mit einer 2x11er 105er Gruppe ausgestattet und zwei Jahre damit gefahren bin, habe ich das Fahrrad wieder verkauft. Ich wollte endlich wieder einen Stahlrahmen fahren und diesen nach meinen Vorstellungen aufbauen, die 22 Gänge waren für mich als Alltagsradler und Tourernfahren wie die Gruppe an sich ein echter Overkill.
Im Augenblick liegt der Rahmen in entlacktem und vorgeschliffenen Zustand zusammen mit den Komponenten und von Hand eingespeichten Laufrädern (H-Plus Son Archetype) und den Lacksprühdosen im Keller und ich kann es kaum abwarten, bis es wärmer wird, damit ich endlich eine Frischluftlackierung durchführen kann…
Ich werde auf meinem Blog darüber berichten…
Das Ergebnis sieht Top aus! Kennst du einen bezahlbaren Drehmomentschlüssel?
Ich fahre ein Rad mit Claris R2000, welches ich aber fertig gekauft habe und Ende nächsten Jahres auf eine 105 R7000 aufwerten will, die Claris will ich dann an einen alten Carbon Rahmen (2001 Trek 5500 OCLV 120) montieren.
Die Claris Schaltung ist wirklich unglaublich gut, schaltet präzise und zuverlässig. Ich habe nur das Problem, dass man nicht die vollen 8 Ritzel nutzen kann ohne zu cross-chain’en. Ab dem 6ten Ritzel schleift bei mir die Kette am Umwerfer und 14-34, 16-34 (5. und 6. Ritzel im kleinen 34er Blatt) sind meine Lieblingsgänge. Das heißt ich muss permanent zwischen dem kleinen und großen Kettenblatt hin und her schalten, um das quer schalten zu verhindern.
Hallo Étienne,
schön, dass Dir die Claris-Gruppe gefällt!
Dieser Drehmoment-Schlüssel von PRO wäre ein passender: https://www.paul-lange.de/shop/de/pro/werkzeuge-reparatur-pflege/drehmoment/drehmomentschluessel.html?&&&sbeg=FAPRTL0066
Kann man unter dem angegebenen Link nicht kaufen, aber einfach im Fachhandel (oder online) danach fragen/suchen.
Viele Grüße,
Markus
(Paul Lange & Co.)
Der Steuersatz am Budgetbike… na wenn er schon mal dran ist 🙂
Sehr schön geworden!
Super geschrieben… Toll aufgebaut und super detailliert erklärt. Danke dafür..
Hallo Robby,
danke für Dein Lob! Das freut uns sehr.
Viele Grüße,
Markus