Oli – ein richtig cooler Typ
Oliver Trelenberg, früher ein seelisches Wrack, radelt seit Jahren durch Deutschland und sammelt Spenden für schwerstkranke Menschen. Paul Lange & Co. unterstützt ihn gerne bei seinen Aktivitäten. Sein Ansprechpartner in der Firma, Konrad Weyhmann, hat ihn öfter getroffen, ist auch schon einige Kilometer mitgeradelt und meint: „Oli ist ein richtig cooler Typ!“ Warum, das versucht er hier zu erläutern.
Ende 2015 klingelt im Büro das Telefon. Oliver wer? Trelenberg – kenn‘ ich nicht, sollte ich aber bald besser kennenlernen.
Kurz zum Hintergrund, bei Paul Lange & Co. bin ich unter anderem für karitative Projekte zuständig. Neudeutsch heißt das CSR – Corporate Social Responsibility, d.h. Gesellschaftliche Verantwortung.
Als mittelständisches Unternehmen mit etwa 350 Mitarbeitern gibt Paul Lange & Co. gerne etwas von dem zurück, was es durch den Handel mit Fahrradkomponenten erwirtschaftet.
Was ist das denn für einer?
Bei seiner Recherche nach potentiellen Unterstützern in der Fahrradbranche ist Oli schnell auf uns aufmerksam geworden. Oli wohnt in Hagen, da lag es räumlich und inhaltlich nahe, sich zum ersten Kennenlernen auf der Messe „Fahrrad Essen“ zu treffen.
„Was ist das denn für einer“, dachte ich zunächst, als wir uns an einem Coffeebike trafen. Arme und Beine komplett tätowiert, ein Baum von einem Mann, freundlich aber bestimmt. Damit kann ich gut umgehen.
Er erzählte von sich und seinem, milde gesagt, schwierigen Lebenslauf und seinem Projekt, durch Deutschland zu radeln, um Spenden für krebskranke Kinder zu sammeln.
Bei Oli überzeugten mich das Projekt und der Mann, sodass ich ihm gleich unsere Unterstützung mit verschiedenen Ausrüstungsteilen zusagte.
Und wo wir nicht helfen konnten, öffnete ich ihm gerne die Tür bei anderen Firmen. So startete Oli, wie er sich selbst nennt, 2016 zu seiner ersten Deutschlandtour, die ihn 57 Tage durch Deutschland führte und mittellosen Krebspatienten einen Urlaub ermöglichen sollte.
Die Reise war ein voller Erfolg. Auf den 5850 Kilometern (sic!) sammelte Oli, der von Hartz IV lebt, stolze 11.432 Euro. Jeder Cent seiner Sammelaktionen geht in wechselnde karitative Initiativen.
Freiheit und Perspektive
Oli, der vorher schon ständig in seiner Heimat Tagestouren unternahm, hatte richtig „Blut geleckt“.
‚Radeln und Helfen‘ wurde zu seinem Lebensanker. Das Radfahren öffnete ihm neue Horizonte, war und ist die beste Therapie.
Beim Radfahren vergaß er seine üble, von Gewalt geprägte Vergangenheit, vergaß er die vielen Nackenschläge – physisch wie psychisch. Er wurde eins mit der Natur, lauschte im monotonen Rhythmus des Pedalierens in seinen gebeutelten Kopf und Körper und findet – Freiheit und Perspektive zu Leben.
Oli, der ehemals kettenrauchende Alkoholiker, der 2013 auch noch an Kehlkopfkrebs erkrankte, für den der Knast quasi Erholung und Schutz bedeutete und der lebenslang mit den Folgen kämpft, geht es auf und mit dem Fahrrad „den Umständen entsprechend“ gut.
Das ist „Seins“, das kann im niemand wegnehmen. Dadurch gewinnt er eine unglaubliche innere Stärke und Ruhe, die ich in etlichen, sehr berührenden Gesprächen, festgestellt habe. Humor übrigens auch.
Dafür braucht man kein Psycho-Doc zu sein, das spüren andere Menschen offenbar auch.
Lebensqualität auf zwei Rädern
Deshalb gib Oli in Kliniken und ähnlichen Einrichtungen seine Botschaft gerne an andere Menschen weiter, denen es schlecht geht, die aber nicht den Popo hochkriegen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Oli in seiner Sprache, mit seinem Hintergrund und seinem Auftreten viiiieeel authentischer ist als jeder „Weißkittel“ (bitte um Entschuldigung, das meine ich nicht abwertend!).
Der Arzt berichtet rhetorisch geschliffen davon, wie man mit einer schwere Krankheit umgeht und den Weg ins Leben zurückfindet. Oli erzählt vom Radeln und davon, was er dort sieht und fühlt. Ganz einfach von der Lebensqualität, die ihm seine Aktivität auf zwei Rädern beschert.
So vergleiche ich Oli gern mit dem Baron von Münchhausen, der sich an seinem Haarschopf aus dem Sumpf gezogen hat. Oli schafft es, sich mittels Fahrrad aus dem Sumpf der Vergangenheit zu befreien.
E-Bike ermöglicht neue Dimension
Wenn Oli vom Radfahren und seinen Touren erzählt, leuchten seine Augen, da hat er seine „Mitte“.
Und ist (mit Recht) mächtig stolz auf seine weiteren Deutschlandtouren, die ihn zuletzt mit Hilfe eines E-Bikes, dass seinen, wegen der Atemnot erheblich eingeschränkten Aktionsradius, enorm erweitert hat.
Eine neue Freiheit, die ihm auch erlaubt, Steigungen zu bewältigen. Dass es immer noch Zeitgenossen gibt, vermeintliche Jünger der reinen Lehre, die das E-Bike aus welchen Gründen auch immer abtun, entlockt ihm nur ein mildes Lächeln.
Oli weiß, wovon er spricht und plant die nächste Tour.
Schön, dass er seit Jahren von der Geschäftsleitung von Paul Lange & Co. in Person von Barbara Schattmaier und Bernhard Lange persönlich unterstützt wird.
Die meinen nämlich auch: „Oli ist ein richtig cooler Typ!“
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