Wir bekommen immer viele Besuche aus der Radbranche und von Radverrückten aller Couleur bei Paul Lange & Co., aber eine solche Visite ist dann doch etwas Besonderes: Maxim, Niclas und Julian aus Rostock, die sich nach dem Abi aufgemacht haben, mit dem Rad durch ganz Deutschland zu fahren. Das Ganze wird vom CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V.) unterstützt und ist mit einem sozialen Zweck versehen!
Gestartet sind sie mit dem Plan, in 60 Tagen 3.500 Kilometer zu absolvieren und dabei gleichzeitig 10.000 Höhenmeter zu überwinden. Ihre große Rundtour führte sie vom Startort Rostock bis in den Süden nach Brechtesgaden, dann in Richtung Bodensee, gefolgt von einem Zwischenstopp bei uns in Stuttgart. Von da aus geht es nun wieder gen Norden bis zur Ziellinie in Rostock! Das alles nur mit dem Rad!

Doch damit nicht genug: Die Drei besuchen auf dieser Tour CJD-Kindertagesstätten und andere Bildungspartner des CJD. Dabei werden Fragebögen verteilt, um herauszufinden, wie Kinder sich eine Welt von Morgen vorstellen.
„Eine Welt für alle“ heißt die Arbeitsgruppe, die das Ganze am Ende auswertet. Bestehend aus 23 Jugendlichen, die sich mit der Zukunft befassen.
Ausgegangen ist die Idee dieses Projekts von einer Jugendkonferenz im November 2019, bei der Maxim, Niclas und Julian teilnahmen. Erst später, als die Idee schon deutlicher geworden war, haben die drei Jungs Jens Letzig vom CJD mit ins Boot geholt. Der war sofort Feuer und Flamme. „Ja, super, da wird was ganz Großes draus.“
Das ganze Projekt fanden auch wir von Paul Lange & Co. richtig spannend und haben den Jungs direkt unsere Unterstützung zugesprochen. Umso schöner, dass sie Ende Juli auf ihrer Tour auch noch bei uns in Stuttgart vorbeigekommen sind.
Sie wurden im Namen der Geschäftsleitung von Paul Lange & Co. von Dorothea Kliche-Behnke und dem „Fahrradförderer“ Konrad Weyhmann begrüßt.

Was ist das CJD und warum unterstützt solches eine Radreise?
Das CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands) wurde wie Paul Lange & Co. in der Nachkriegszeit gegründet, ist aber sogar zwei Jahre älter. Nach dem Motto „Keiner darf verloren gehen!“ agiert das CJD als Bildungsträger seit 1947 in ganz Deutschland, während Paul und Fernanda Lange unser Unternehmen 1949 gründeten, um Fahrradteile an den Mann und die Frau zu bringen. „Wir wollen Partner haben, die für Qualität stehen und einen sozialen Impetus haben. Da ist Paul Lange & Co. genau der richtige Partner für uns“, sagt Oliver Stier, Vorstand vom CJD.
Doch warum fördert das CJD dann eine Radreise? Ganz einfach, es geht dem CJD nicht einfach um trockenes Lernen, sondern vielmehr um Persönlichkeitsbildung, um Selbstbewusstsein und auch um Eigenverantwortung. Und wo könnte man das besser lernen als auf einer ausgedehnten Radreise?
Auf vier Säulen beruht das Bildungskonzept des CJD wie Oliver Stier uns mitteilt: Auf politischer Bildung, dem Themenkomplex Sport/Gesundheit, auf Musik und Kunst und als christlicher Bildungsträger ist natürlich auch die Religion zentral.
Mit dem Jugendmanifest hat der CJD zwischen 2016 bis 2019 in einem partizipativen Prozess mit jungen Menschen 14 Thesen ausgearbeitet. Das Ziel dieses Jugendmanifestes war aber nicht nur graue Theorie, sondern konkret mit verschiedensten Akteuren in Kontakt zu treten, die Zukunft gestalten: Eine Radreise ist genau das richtige Mittel dafür!
Von der ersten Idee bis zur Umsetzung der großen Deutschland-Tour
Die Idee eine größere Radtour zu machen ist bei Maxim, Niclas und Julian schon lange gereift. Schon in der 9. Klasse hatten sie die Eingebung dazu. Das Ziel war schon damals, möglichst viele der 16 Bundesländer zu besuchen.
Gleichzeitig wollten sie damals schon mit dem Rad zum Bodensee. Von Rostock aus ist das quasi die weiteste Strecke, die man sich innerhalb Deutschlands überhaupt ausdenken kann.
Maxim erzählt zwar, dass er schon immer gerne mit dem Fahrrad unterwegs war und als Pendler nicht nur in die Schule, sondern auch ins Theater fuhr (die Öffentlichen Verkehrsmittel fahren bei ihm im Dorf nur unregelmäßig), doch ausgewiesene Fahrradprofis waren sie alle drei nicht.

Deshalb haben sie schon lange vor der Tour Online-Karten durchforstet und überlegt, wo sie hinfahren könnten. Sie stießen unter anderen auf Orte wie Much und St. Julian, beides Orte, die sie einfach wegen des Namens gerne besuchen wollten.
Dazu kamen dann die Bildungsträger und die CJD-Kindertagesstätten als Fixpunkte der Tour und so bastelten sie sich ihre eigene Strecke zusammen. Auf der Radreise selbst hilft ihnen ein Handy und die Routing-App „Komoot“.
Es gab noch eine Abi-Feier mit Abstand (corona-bedingt) – und eine Woche später hieß es dann schlicht: Auf und los! 16 Bundesländer waren das Ziel. Als sie in Stuttgart ankamen, waren sie bei mehr als der Hälfte der Kilometerzahl angelangt.

Was auf der Tour passierte
Zwischen 70 und 80 Kilometern täglich haben die drei Jungs in der Regel eingeplant. Ab und zu darf es jedoch auch ein Ruhetag sein. Doch Niclas sagt auch: „Ich genieße den Ruhetag zwar, aber langweile mich da auch ein bisschen.“
Ein Zelt haben sie auch dabei, sie übernachten aber auch oft in Unterkünften, die ihnen vom CJD gestellt werden. Auf den übrigen Etappen von Stuttgart aus werden noch 7 von 27 Übernachtungen mit dem Zelt sein.
Doch das Zelten hat auch so seine Tücken wie Maxim feststellt: „Immer, wenn wir gecampt haben, hat es geregnet. In Landshut sahen wir schon am Vorabend, dass es dort richtig schön ist, doch dann regnete es am folgenden Ruhetag die ganze Zeit. Wir haben den ganzen Tag im Zelt verbracht, weil es geregnet hat.“
Dazu kamen auch fahrrad-technische Themen zur Sprache. So fuhren die drei Jungs alle mit Klickpedale und waren noch nicht erfahren damit. „Fahrt Euch da mal ein“, so Maxim vor der Tour. Doch die anderen beiden gingen eher locker mit der Sache um. Nach Anfangsschwierigkeiten hat es dann allerdings schnell geklappt.
Kleinere Pannen gibt es bei solch einer ausgedehnten Tour natürlich auch, der obligatorische Platten war aber tatsächlich auf der gesamten Tour noch nicht vorgekommen. Unfassbar! Technische Probleme, wie ein abgebrochenes Rücklicht, konnten notdürftig mit einem Kabelbinder repariert werden, doch die gerissene Kette von Maxim kurz vor Lindau musste getauscht werden. Welch ein Pech!
Bevor sie nach Stuttgart kamen, hatten die Drei einen richtig langen und schweren Abschnitt: Von Biberach über die Schwäbische Alb bis nach Kirchheim/Teck waren es gar 95 Kilometer. Wer hier schon einmal gefahren ist, der kennt das ständige Auf und Ab auf der Alb.
Die Highlights der Tour
Natürlich ist es schwierig bei den vielen Eindrücken ganz eindeutige Highlights auszumachen, aber ein Höhepunkt war definitiv das Berchtesgadener Land mit den Alpen. Doch so schön die Alpenregionen auch sind, die Gebäude des CJD befinden sich fast immer auf einem Berg oder anderen hohen Punkt, was die letzten Kilometer vieler Etappen richtig Anstrengend machte.
Die Begegnungen waren auch spannend. So haben die Jungs erlebt, dass…
- …sie mit den Trikots öfters angesprochen wurden.
- … sich eine Frau, die sich richtig Sorgen um die drei gemacht hat, alle am liebsten nach Hause geschickt hätte.
- …viele Menschen ihnen ein „Daumen hoch“ gaben, da sie mit den Trikots durchaus auffallen.

Eine Radreise mit sozialem Ziel
Doch die Radreise der drei Jungs ist nicht ein reines Unternehmen zur Selbsterfahrung nach dem Abi. Die drei wollten auch eine Botschaft nach außen tragen: „Eine Welt für alle!“
Als sie in Stuttgart waren, hatten sie an zehn Terminen 250-300 Fragebögen gesammelt. Eine tolle Leistung bis dahin und das Ziel sollten am Ende 600 sein. Die Fragebögen stammen meist von Kindern zwischen vier und sechs Jahren und werden am Ende ausgewertet.
Eine Erkenntnis zeichnet sich allerdings jetzt schon ab, was sich die jungen Kinder gerne wünschen: Mehr Zeit mit den Eltern verbringen ist ihnen ganz wichtig.
Dazu wünschen die Kinder sich eine Natur mit gesunden Bäumen und sauberer Luft! Das zeigt doch, dass das Umweltbewusstsein gesamtgesellschaftlich zugenommen hat.
Man kann also gespannt sein, ob die drei ihr Ziel der 600 Fragebögen erreichen und ob sie für ihren weiteren Lebensweg auch länger von einer solchen Tour mit sozialem Zweck zehren werden. Jedenfalls haben sie jetzt schon einmal etwas erreicht und neben ganz vielen Erfahrungen Menschen zusammengebracht und für neue Erkenntnisse gesorgt!
Als Vater von Maxim war ich immer nahe dran. Ein herzlicher Dank geht an alle, die das Projekt, die Tour und die drei Jungs unterstützt haben. Es war einfach großartig!
Gestern hatten die Jungs nochmal einen überwältigenden Empfang in ihrer ehemaligen CJD-Schule, einmal Diskussion mit den Kindern der Grundschule und danach mit vier ehemaligen Lehrern und -innen und einer 12. und 11. Klasse.
Heute Abend 19:30 Uhr soll der Beitrag vom NDR im Nordmagazin kommen. Ansonsten sieht man das grandiose Finale in der Filmdoku, die demnächst online gehen soll. Vielleicht kann man die Stimmung erahnen, die wir live erleben konnten.
Die Erfahrung wird ein Leben lang bleiben…
Danke und macht weiter so..
Ostseegrüße
Gunnar
Hallo Gunnar,
sehr gerne haben wir die drei Jungs unterstützt, respektable Leistung und Glückwunsch zum Ankommen in Rostock.
Wir sind gespannt auf die Doku!
Viele Grüße,
Markus
(Paul Lange & Co.)
Ja auch von meiner Seite (Kollege von Jens) ein dicken „Daumen hoch“ für diesen tollen Artikel, der alles prima auf den Punkt bringt.
Ich glaube es waren insgesamt 3 Platten, 1 durchgefahrener Hinterreifen, 1 abgerissener Gepäckträger, 1 leicht loses Tretlager und die Nummer mit der gerissenen Kette.
Alles in allem aber für die gesamte Tour beeindruckend wenig.
Euch eine gute Zeit…und bleibt gesund!
Vielen Dank für diesen Beitrag! Ist echt super geworden.
Leider hat die Platten Statistik bei den Jungs dann nach dem Besuch von Paul Lange zugenommen. Je weiter im Norden desto mehr Platten?? 🙂
Heute kommen die Jungs dann in Rostock an (bei leichtem Regen). Vielen Dank für den support von Paul Lange!!!
Hallo Jens,
super, dass Sie es geschafft haben!!! Wirklich eine starke Leistung.
Wie viel Platten gab es am Ende? 🙂
Viele Grüße,
Markus