Was haben eine Kalkbrennerei und die Fahrradbranche gemeinsam? Im ersten Moment eigentlich nichts – sollte man meinen. Und doch gibt es da eine Verbindung. Seit 38 Jahren ist Elite spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Rollentrainern, Fahrradflaschen und Flaschenhaltern und damit in dieser Branche ein fest etablierter Player.
Darüber hinaus ist das italienische Unternehmen ein traditionsreich geführtes Familienunternehmen, das auch den historischen und kulturellen Wurzeln der Region so nah wie möglich sein möchte.
Darum liegt es nicht fern, dass der Hauptsitz der Firma eine ehemalige Kalkbrennerei aus dem 18. Jahrhundert ist, denn das Brennen von Kalk hat in dieser Region Tradition. Wenn man im norditalienischen Fontaniva in Venetien ankommt, ist eines direkt klar: Hier ist man in Italien, wie es leibt und lebt. Verwinkelte Gassen, kleine Ladengeschäfte, süße Leckereien und Sonne satt – oder kurz gesagt: „Dolce Vita“ pur. Davon haben wir uns bei einem Besuch in Bella Italia selbst überzeugt.

Temperamentvoll, warmherzig und mit dem bekannten italienischen Charme empfängt uns Silvio Reginato, Vertriebsleiter bei Elite. Bei der Einfahrt des historischen Gebäudes stechen mir als erstes die Kamine der ehemaligen Brennerei ins Auge.
Im Headquarter werden die Produkte entwickelt, getestet und kalibriert. Ein großer Teil der verbauten Teile an den Rollentrainern kommt aus der umliegenden Region. Und nur fünf Kilometer entfernt werden beispielsweise die Flaschenhalter mit einem innovativen Spritzgussverfahren produziert.
Diese Injektion war in Europa übrigens die Erste ihrer Art. Die sogenannte Manufaktur-Kultur hat in dieser wirtschaftsstarken Region Tradition und ist nichts Außergewöhnliches. Die geografische Lage der ehemaligen Kalkbrennerei kommt nicht von ungefähr.
Der Standort nahe des Flusses Brenta, der aus den Kalkalpen zahlreiches Kalkgestein mit sich bringt, war ausschlaggebend dafür, dass sich diverse Kalkbrennereien angesiedelt haben. Das gewonnene Material diente zum Bau von Häusern und ersten Industriezonen.
Perfekte Symbiose – Die Brennöfen und die Brenta
Alle Brennöfen, die sich in dem Gebiet, eingeschlossen zwischen Bassano del Grappa und Fontaniva befinden, stehen in der Nähe der Brenta.
Ohne die Brenta hätte es die Brennereien nicht gegeben. Der Fluss war gewissermaßen die Quelle für die aus der Holz- und Schilfgrasverbrennung gewonnene Energie, denn diese Materialien sammelten sich im breiten Flussbett.
Zudem lieferte der Fluss das nötige Wasser, um die harten und staubigen Steine in eine weiche und lockere Löschkalkmasse zu verwandeln. Daraus entstand dann der Kalk, ein edles Material, das mit Wasser und Sand vermischt wurde und für den Bau von Häusern eingesetzt wurde.

Nach dem Kauf im Jahre 1990 wurde die ehemalige Kalkbrennerei mit Liebe und Sorgfalt renoviert und ihr damit wieder neues Leben eingehaucht.
„Um uns möglichst tief in die geschichtlichen und kulturellen Wurzeln unseres Gebietes hineinversetzen zu können, haben wir uns in einer antiken Produktionsstätte einquartiert“, so der Firmengründer Amerigo Sartore. Nach acht Jahren wurden die mit großem Einsatz verrichtete Restaurierung und der Wiederaufbau des Gebäudekomplexes vollendet. Die Brennerei Serciari war wieder ins Leben zurückgekehrt.
Nicht nur das Firmengebäude ist etwas Besonderes, auch die Begeisterung, mit der bei Elite gearbeitet wird, ist stets spürbar. Die Leidenschaft der Mitarbeiter gehört dem Radsport. Mit dieser Passion wird tagtäglich an neuen innovativen Lösungen gefeilt.
Elite vergleicht die eigene Arbeit gerne mit der einer Sportmannschaft. Es werden saisonale Ziele festgelegt, eine Taktik beschlossen und die Champions ins Rennen geschickt, um so die angestrebten Ziele zu erreichen.
Für Elite ist Arbeit die fortwährende Suche nach neuen technischen Lösungen. Durch einen intensiven Austausch mit Profi- und Amateursportlern – am liebsten beim Radfahren – entstehen jene Ideen, die zu innovativen Produkten und zur Verbesserung der Performance auf dem Fahrrad werden. Jedes neue Produkt wird von einem internen Forscher-Team kreiert und von World Tour Profis auf höchstem Niveau getestet. In jede Komponente fließt die im Laufe der Jahre gereifte Erfahrung und Detailgenauigkeit ein.

Das Team der Qualitätssicherung umfasst dabei rund 15 Ingenieure und spezialisierte Techniker, die jeden einzelnen Rollentrainer auf Herz und Nieren prüfen bevor er in den Verkauf geht.
Verschiedene Tests müssen durchgeführt und dabei zahlreiche Parameter erfüllt werden. Dabei geht es selbstverständlich nicht nur um Quantität, sondern vor allem um ein Höchstmaß an Qualität.
Denn um effizient trainieren zu können, ist Präzision unumgänglich. Die derzeitige Nummer eins der Elite Rollentrainer im High-End-Bereich ist der Drivo, gefolgt vom Direto. Beide voll interaktiven Rollentrainer streben nach absoluter Perfektion. Wer sich mit Wattzahlen und Steigungen ein wenig auskennt, gerät bei den realisierbaren Leistungen auf jeden Fall ins Staunen.
Die direkte Übertragung der vom Fahrer erzeugten Kraft auf das System, das von der Fahrradkette angetrieben wird, ermöglicht simulierte Steigungen von bis zu 20 Prozent oder eine Höchstleistung von 2.600 Watt bei 40 km/h. Zahlen, die sogar einem effizienten Hochleistungstraining gerecht werden.

Hinter dieser Präzision steht der Leiter des Qualitätsmanagements, Alessandro Farronato, der mit seinem Team nicht nur an den Kalibrierungsmaschinen, sondern auch immer wieder an der Fertigungslinie arbeitet.
Er schwärmt über seine abwechslungsreiche Tätigkeit: „Ich bin super glücklich mit meiner Arbeit, da kein Tag wie der andere ist.“ Die Ingenieure sind neben Technik und Mechanik auch spezialisiert auf die Elektronik. Jeder Trainer, der elektronisch angesteuert wird, geht über den Messstand der aus Deutschland stammenden Lorenzmaschinen. Der verbaute Drehmomentsensor gibt der Lorenzmaschine ihren Namen. Er ermöglicht eine äußerst präzise Messung des Drehmoments sowie der Leistung mit einer Genauigkeit von 0,05 Prozent. Dadurch kann Elite den hohen Standard, den die Rollentrainer innehaben, gewährleisten.
Zum einen wird die Funktionalität des Rollentrainers überprüft, er wird auf außerordentliche Geräusche oder Vibrationen getestet, zum anderen wird die Leistung mit Hilfe des Lorenzsensors bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Widerständen gemessen, um Differenzen zu ermitteln. Die erworbenen Daten werden auf den Rollentrainer übertragen.
Im Anschluss erfolgen die Gegenkontrolle des kalibrierten Trainers sowie die Überprüfung der Verbindung zur My E-Training App sowie weiterer Apps von Drittanbietern. Um die Genauigkeit zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, werden eben diese Lorenzmaschinen selbst jedes Jahr aufs Neue in Deutschland kalibriert.
Die Messstände laufen das ganze Jahr über auf Hochtouren, obwohl die Fahrradsaison ja bekanntermaßen im Frühling und Sommer ist. Die Nachfrage nach Rollentrainern ist vor allem in den Wintermonaten hoch, wenn das Training auf dem Bike oftmals nach drinnen verlegt wird. Die Produktion hat aber trotzdem keine Pause. Saisonales Geschäft kennt man bei Elite nicht. Der Verkauf erfolgt weltweit. Während in Europa Sommer ist, ist in Australien Winter und umgekehrt. Oder wer hätte gedacht, dass in Japan die meisten Rollentrainer im Juni verkauft werden? Wenn man jedoch weiß, dass zu dieser Zeit dort Regenzeit ist, verwundert diese Tatsache schon weniger.
In der Mittagspause oder nach Feierabend wird die Qualität und Präzision der Rollentrainer von den Mitarbeitern gerne persönlich unter die Lupe genommen. Im „Trainings-Center“ lässt sich neben den Rollentrainern selbst auch die Interaktion per Smartphone- oder Tablet-App oder per Computer-Software testen. Einfach nur gegen die Uhr fahren gehört schon lange der Vergangenheit an.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Trainingslösungen. Der Mechanismus ist einfach und intuitiv. Die Software projiziert den Avatar des Radfahrers auf den Bildschirm und ermöglicht es, virtuell mit Freunden – auch weit entfernten – in der Gruppe zu fahren oder echte Trainingssessions mit anderen Benutzern zu initiieren. Spiel, Training und Social Media verschmelzen in einer einzigen Lösung. Vier Mitarbeiter arbeiten daran, die Software stetig weiterzuentwickeln, um das Training für jeden Nutzer so abwechslungsreich und präzise wie möglich zu gestalten. Zwei weitere Mitarbeiter klären die Fragen zur umfassenden Software im Kundenservice.
Zur Verbesserung der Performance auf dem Fahrrad sind neben der Präzision und Qualität der Produkte aber auch die ständige Weiterentwicklung bestehender Lösungen sowie neue Erfindungen und Innovationen notwendig. Hier kommt die Forschungs- und Entwicklungsabteilung ins Spiel. Fünf Mitarbeiter sind dafür verantwortlich, dass neue Produkte mit innovativen Features entstehen. Neben der Entwicklung von neuen Rollentrainern, Flaschen und Flaschenhaltern werden auch ganz neue Sparten eröffnet, wie beispielsweise mit dem Fahrradträger Dolomiti. Hier geht es neben der Traglast auch um eine einfache Handhabung und die praktische Aufbewahrung. Viele wichtige Punkte, die bei der Entwicklung berücksichtigt werden müssen, um ein innovatives Produkt auf den Markt zu bringen.
Die eigenen Produkte durch Know-how und langjährige Erfahrung stets weiterentwickeln, mit ihnen experimentieren und dabei immer neue Lösungen und Einsatzgebiete finden, ist für ein in die Zukunft blickendes Unternehmen wie Elite der Ursprung des Ganzen.
Zahlreiche Neuheiten hat Elite im Laufe der Jahre auf den Markt gebracht. Einige davon prägten die Geschichte des Radsports. Die Forschung wird auf allen Gebieten vorangetrieben, von der Elektronik zur Mechanik, von der Chemie zur Biomechanik. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeitet ständig an der Evolution der Software zur Steuerung der Rollentrainer, an den Eigenschaften und der Effizienz der Trinkflaschenhalter, an den Materialien, mit denen Trinkflaschen mit immer besserer Thermoleistung hergestellt werden – bei allen vorhandenen Produkten, Saison um Saison.
Von der Feldflasche zur High-Tech-Trinkflasche
Die Feldflasche hat schon seit dem Altertum das Leben des Menschen begleitet. Der weltberühmte „Ötzi“, die Mumie des Similaungletschers, hatte eine aus Birkenrinde hergestellte Flasche bei sich. Wasser oder andere kostbare und lebensnotwendige oder einfache Erfrischungsgetränke bei sich zu haben, hat schon immer die technologische Kompetenz jeder Geschichtsepoche mobilisiert.
Von den ersten Tröpfchen aus Terrakotta, den griechischen Amphoren, den wundervollen chinesischen Porzellanwaren, den Lederschläuchen der Kameltreiber, den am Hals der Bernhardinerhunde befestigten Holzfässchen, den Strohflaschen der Bauern und der Maurer bis zum Gebrauch von Metall und Kunststoff, kann man die Entwicklung der Menschheit lesen. In der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, ist die Trinkflasche in den unterschiedlichsten Formen, Größen und Materialien im täglichen Gebrauch, so auch auf dem Fahrrad.
Ohne eine Fahrradflasche würde kein Fahrer das Ziel einer über 100 Kilometer langen Etappe erreichen oder die Passstraßen und Gipfel der Bergetappen erklimmen. Aber auch für alle, die längere Strecken mit dem Rad zurücklegen, ist sie ein unverzichtbares Zubehör. Sie versorgt den Fahrer mit ausreichend Flüssigkeit und Mineralstoffen. Dabei spielt die einfache Handhabung eine wichtige Rolle. Das Trinken selbst muss sich unkompliziert gestalten.
Die Abdeckung muss einhändig geöffnet werden können, um das Trinken während der Fahrt möglich zu machen. Sie muss handlich und leicht sein, so dass sie auch während des Fahrens leicht gegriffen werden kann. Am Fahrrad zählt oft jedes Gramm, was bei Rahmen oder Komponenten schon mal ein kleines Vermögen ausmachen kann. Bei der Fahrradflasche sind es lediglich „ein paar Euro“. Das neueste Modell, die Trinkflasche Fly, ist wie der Name schon erahnen lässt, mit 54 Gramm super leicht und vereint direkt zwei Innovationen. Sie gehört nicht nur zu den leichtesten Flaschen auf dem Markt, sondern ist auch einfach in der Handhabung. Das Produktionsverfahren ist zwar nicht neu, in Kombination mit den verschiedenen Materialien in einer einzigen Trinkflasche allerdings schon.
Und dies zeugt von einem hohen Innovationsgrad, dessen Entwicklung einige Jahre in Anspruch genommen hat. Darüber hinaus ist sie aber auch ein modisches Accessoire, das oft passend zum Fahrradrahmen, dem Trikot oder dem Lenkerband ausgewählt wird.
Den verschiedenen Vorlieben sind fast keine Grenzen gesetzt und wir dürfen gespannt sein, welche Trendfarben und Grafiken die kommenden Jahre mit sich bringen werden.
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