
Kurztrip in das Wunderland des Radsports
Ich hatte mir bereits zur Tour de France Präsentation im letzten Dezember die fünfte Etappe rot im Terminkalender markiert und mit Familie und Büro vereinbart, dass ich an diesem Tag für nichts und niemanden zu haben bin. Die Etappe sollte von Vittel ins Elsass führen und in den Vogesen in einer Bergankunft an der Planche de Belles Filles enden. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, die Strecke einmal selbst zu erkunden und dabei ein Stück Tour de France hautnah mitzuerleben.

Tour-de-France-Feeling
Ich fuhr bereits am Vorabend los und kam um ein Uhr nachts an der Strecke an. Ausgerüstet mit Matratze, Schlafsack und dem obligatorischen Feierabendbier, ließ es sich gut schlafen. Ein Sternenhimmel, Halbmond und an jedem freien Platz ein Wohnmobil, in dem Gleichgesinnte schliefen – was will man mehr?
Nach einer kurzen Nacht stieg ich in aller Frühe aufs Rennrad und nahm, noch bevor die Bergankunft abgesperrt wurde, die Strecke genauer unter die Lupe. Los ging’s: zunächst fünf Kilometer einrollen, dann der Anstieg – und der hatte es in sich! „Da wird es das Feld später sicherlich gleich zu Beginn des Anstiegs auseinandersprengen“, dachte ich mir.
Den weiteren Verlauf der Strecke mit acht bis zehn Prozent Steigung konnte ich ohne Probleme meistern. Vor dem Gipfel wartete dann jedoch noch eine fiese Rampe mit 20% Steigung. Ein schöner, aber auch anstrengender Frühsport, der mich hungrig gemacht hatte. Also beschloss ich, beim Bäcker statt nur einem gleich zwei Baguettes zu kaufen. Nach dem Frühstück und der Streckenbesichtigung unternahm ich eine kleine Tour zum nahegelegenen Col de Cheveres. Superschöne Straßen, eine tolle Landschaft und überall Tour de France-Feeling pur.

Euphorie Radsport – in Deutschland (noch immer) fremd
Man kann sich, ohne je auf der Tour de France gewesen zu sein, nur schwer vorstellen, was dort abgeht. Die Begeisterung der Franzosen, Niederländer, Belgier, Luxemburger, Spanier und vieler weiterer Radsportfans ist unheimlich groß. Am Straßenrand wurde gefeiert, diskutiert und mitgefiebert. Ein Zustand, den ich nur ansatzweise beschreiben kann, den hierzulande aber leider nur wenige nachvollziehen können. Der Stellenwert des Radsports in Frankreich ist einzigartig. Hierzulande lautet die simple Formel: Radsport = Doping.
Franzosen, Belgier, Niederländer, egal ob jung oder alt, kennen die deutschen Fahrer besser als die meisten Deutschen. Natürlich freue ich mich über die französische Begeisterung für den Radsport, der gelebt und geliebt wird. Auf der anderen Seite ist es traurig, dass in Deutschland diesem tollen Sport kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Die großen Menschenmassen an den Anstiegen kann man als Zuschauer im TV nicht mal erahnen. Viele von ihnen legen teilweise weite Strecken zu Fuß bis zum Schlussanstieg zurück, um möglichst nah an den Idolen zu sein.
Danach harren die Zuschauer den ganzen Tag aus, um schließlich am späten Nachmittag jeden einzelnen der Profis lautstark anzufeuern. Thibaut Pinot, der aus dieser Region stammt, wurde dort wie ein Rockstar gefeiert. Kinder malten Plakate mit seinem Namen, Häuser wurden mit „Allez Thibaut“-Bannern verziert. Die Belgier feierten Greg van Avermaet hingegen so sehr, dass es völlig egal war, ob er nun die Etappe gewinnt oder als Letzter ins Ziel kommt.

Tour de France: Ich komme wieder!
Langer Rede kurzer Sinn: Meinem zweiten Besuch der Tour de France werden sicher noch viele folgen. Der Weg über die Grenze ins „Wunderland des Radsports“ hat sich gelohnt.
Während in Deutschland über Radsport fast nur im Kontext Doping diskutiert wird – Paradebeispiel war der Rückzug von Jan Ullrich als Sportlicher Leiter des Rennens „Rund um Köln“ – feiert Frankreich jedes Jahr aufs Neue ein Radsportfest der Extraklasse. Ich komme wieder!
Hallo, vielen Dank für diesen interessanten Bericht von der Tour de France. Wir sind begeisterte Radsport Fans und das Fieber der TDF hat und erwischt. Wenn es die Zeit und Familie zulässt wird ein Wohnmobil gemietet und es geht für ein bis zwei Etappen zur Tour. Es ist nicht nur das Feeling dieses Radsportereignisses, es ist auch die Natur und das Land welches uns immer wieder begeistert. Auch dieses Jahr geht es wieder an die Strecken und wir freuen uns schon riesig.
Faszination Radsport
Hallo Peter,
das sehe ich ganz genau so! Ich werde auch dieses Jahr wieder zur Tour de France fahren. Dieses Mal eventuell sogar mit Familie 🙂
Viele Grüße!