Schon im Herbst 2018 standen wir von Paul Lange & Co. am Neckarradweg und boten ein so genanntes „Biker-Frühstück“ (lest hier den Erfahrungsbericht von 2018) an. Der Gedanke dahinter: Wir wollten uns bei den Fahrradpendlern bedanken, die bei Wind und Wetter und vielleicht sogar jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fahren. Lohn der Mühe waren lecker Butterbrezeln, Äpfel und heißer Kaffee.
Die Neuauflage der Aktion war in den internationalen „Winter Bike to work day“ eingebettet, der jedes Jahr am zweiten Freitag im Februar stattfindet.
Gemeinsam mit dem ADFC Landesverband Baden-Württemberg gestalteten wir diesen Morgen und luden Fahrradpendler nicht nur zum Frühstück, sondern auch zu Gesprächen ein. Schließlich wollten wir wissen, wie die Stuttgarter Fahrradpendler „ticken“. Das heißt, wo drückt der Schuh, was gefällt ihnen (nicht) in Bezug auf Ausrüstung und Material, Infrastruktur und Politik und was auch immer.
Zunächst waren wir – Konrad Weyhmann und Markus Vogt aus dem Marketing-Team von Paul Lange & Co. – im Vorfeld skeptisch, hatte es doch am frühen Morgen ordentlich geregnet. Erfahrungsgemäß sind freitags sowieso weniger Pendler unterwegs.
Das bisschen Wasser …
Nun, das Biker-Frühstück gestaltete sich besser als erwartet. Der Regen hörte auf und richtige Fahrradpendler hält „das bisschen Wasser“ sowieso nicht auf. Zum Beispiel Margit*, eine der ersten Besucherinnen unserer Fahrradfrühstücksaktion: „Nur bei Eis und Kälte fahre ich nicht, Regen ist mir egal.“
Sie muss es wissen, war doch ihr über und über blumengeschmücktes Rad eine regelrechte Hommage an Frühling und Sommer. Und die färbte mächtig auf ihr Outfit ab. Was soll man sagen? Flowerpower ist stärker als nasse Kälte und die Einstellung zum Wetter ist wichtiger als die tatsächlichen Verhältnisse. Margit, wir sind stolz auf Dich, Du bist ein leuchtendes Beispiel für gute Laune auf dem Rad!
Die Bandbreite der Strecken, die die Fahrradpendler zurücklegen, schwankt naturgemäß. Sie reichte von sieben bis siebenundzwanzig Kilometer – einfach wohlgemerkt. Dabei ist es eigentlich nicht so wichtig, wie weit jemand fährt. Hauptsache sie oder er fahren überhaupt. Denn wie alle wissenschaftlichen Studien belegen, haben schon geringe Distanzen einen positiven Effekt auf das körperliche und seelische Wohlbefinden. Um mit Nike zu sprechen – just do it! – oder, wie seit Ewigkeiten bekannt:
Leben ist Bewegung!
Ein anderer „Kollege“ berichtete von den guten Bedingungen für Radfahrer seines Arbeitgebers Sony, der dafür vom ADFC mit dem Goldstatus als fahrradfreundlicher Betrieb ausgezeichnet wurde. Klasse, die Ursache dafür war simpel: Der Chef fährt sehr viel Rad. Tja, so kann’s laufen.
Bernd* war ein echter Vielfahrer, was unschwer an seinen „Keulen“, sorry, Beinen erkennbar war. An seinem Rennrad war das montiert, was man Heldenübersetzung nennt. Am vorderen Kettenblatt 53/39 und am hinteren Ritzel 11/23. Damit fährt er jeden Tag ohne Schutzbleche ca. 25 Kilometer einfach. Himmel hilf, derzeit mit gerissenem Bowdenzug, so dass er nur auf dem großen Blatt fahren kann.
Interessant, denn er kam über Strava dazu, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, war „Champion“ bei der Aktion Stadtradeln und besitzt mittlerweile kein Auto mehr. Dafür hat er viele Follower auf Strava.
Insgesamt wurden die Bedingungen für Alltagsradler im Großraum Stuttgart als bescheiden bezeichnet. Es gäbe einige sichtbare kleine Fortschritte, der Durchbruch lasse jedoch weiter auf sich warten. Als geradezu prekär bezeichnete ein Vielfahrer das Fahren in Gewerbegebieten.
Keine Rücksicht von LKW?
Obwohl aller bestens sichtbar und entsprechend fokussiert, hätte er immer wieder gefährliche Situationen beim Abbiegen von LKW zu bewältigen, die er sich nicht mit dem toten Winkel erklären kann.
Dass das morgendliche Radfahren nicht nur Berufspendler auf dem Weg zur Arbeit betrifft, zeigte ein Rentnerehepaar, das vorzugsweise Rad fährt, sich damit fit hält und die Natur genießt.
Ein älterer Herr rief uns zu: „Keine Zeit. Rentner im Stress!“ Und ein anderer Senior, der gerade zum Arzt fuhr, zeigte stolz auf seinen SHIMANO STEPS Motor und rief: „Vier Jahre alt – Null Probleme!“ Viele wollten auch einfach schnell zur Arbeit, ignorierten die Dankes-Karte des ADFC und verzichteten auf unsere leckeren Frühstückstüten. Für dieses Mal Pech gehabt! Aber das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir so ein „Biker-Frühstück“ organisiert haben. Es machte Spaß, direkten „Kundenkontakt“ zu haben und in die Erlebniswelt der Radler einzutauchen.
Apropos Erlebniswelt: Als Pendler fahren wir natürlich selbst viel Fahrrad. Deshalb haben wir eine Menge „Entwicklungspotential“ bei den Ausstattungen von Mensch und Maschine gesehen. Angefangen bei winterwarmen oder sogar wasserdichten Schuhen, das gleiche bezogen auf die Oberbekleidung und nicht zuletzt auf den Regenschutz der Räder. Naja, müssen ja nicht alle solche Materialfetischisten sein wie wir – Hauptsache Spaß am Radeln. Kette rechts und bis zum Fahrradfrühstück im nächsten Jahr!
*Namen geändert.
Mona says
Danke für diesen tollen Blog. Das war sehr interessant zu lesen.
Markus Vogt says
Dankeschön!
Thpmas says
Ja ich fahre jeden Tag bei Paul Lange &Co mit dem Rennrad vorbei hab ich gar nicht bemerkt das da ein Radler Frühstück bereit steht! Nette Geste find ich doch!???♂️