
Als bayerischer Schwabe lebe ich seit vielen Jahren in Franken. Ich fühle mich hier sehr wohl, denn bei uns auf dem Land in Ottensoos ist die Welt noch in Ordnung. Jeder kennt jeden, das Dorf hält zusammen, man könnte fast von der Insel der Glückseligkeit sprechen. Seit diesem Jahr leiste ich mit einem Fahrradkurs für Kinder nun auch meinen Beitrag.
Während viele Vereine auf dem Land einen Fußballclub haben, gibt es bei uns in Ottensoos einen Skiclub, der neben Ski-Kursen noch viele weitere Kurse wie Inlineskaten, Ballsportarten oder auch Tanzen für Kinder anbietet. Auch meine Kinder haben hier ihre ersten sportlichen Erfahrungen gesammelt und haben dank engagierter Trainer im Skiclub richtig viel Spaß.
Vor etwa zwei Jahren wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, das Thema „Radfahren für Kids“ unter meine Fittiche zu nehmen. Der Bedarf wäre da und Kinder ebenso. Mein Problem …. die Zeit! Wie bringe ich den Job und das Familienleben mit dem Radkurs für Kids unter einen Hut? Aber alles ist planbar, und es ist eine tolle Möglichkeit, das, was meine Kinder im Verein lernen und erleben, irgendwie zurück zu geben.
Glücklicherweise stellten sich mit Carsten Tanzhaus und Alex Bräuer zwei Mitstreiter an meine Seite, so dass wir die Verantwortung teilen und flexibler auf Terminprobleme reagieren können.

Null Bock? Von wegen
Kinder haben keinen Bock auf Radeln? Von wegen! Gleich beim ersten Termin waren 12 Kids im Alter zwischen sechs und neun Jahren am Start. Erstmal wurde ein intensiver Materialcheck vorgenommen: Sind Rahmenhöhe und Sitzhöhe ok und wie sieht es mit der Erreichbarkeit der Bremshebel aus?
Eine kleine unscheinbare Schraube kann da Wunder wirken und die Sicherheit enorm erhöhen. Und natürlich stand die korrekte Anpassung der Helme ebenso auf dem Programm wie „Materialkunde“, „Reifenflicken“und „Teilekunde“.
Sicherheit geht vor
Unser Credo hieß von Anfang an – egal, ob man ein Kind oder ein Erwachsener ist – beim Fahrradfahren trägt man einen Helm! Dazu aber später mehr. Dann ging es ans Reifen flicken! Ich hab mir eines der Kinder rausgefischt und „zack“ mit einem spitzen Schraubenzieher gleich mal ein Loch in seinen Vorderreifen gestochen.
Der Blick des Kindes war unbezahlbar. So kurz vor Verzweiflung und Neugierde, was der Micha mit dem Vorderrad gemacht hat. Naja, jetzt war er kaputt. Keine Luft mehr drin.
Und nun? Schritt für Schritt erklärte ich, wie man das Vorderrad ausbaut, den Mantel abzieht und so weiter. Alle fanden es höchst interessant, dass auf einmal Luftblasen in der Regentonne blubberten und das Loch im Schlauch anzeigten. Den defekten Schlauch haben wir durch einen neuen ersetzt, denn es ging ja nur darum zu zeigen, wie es funktioniert. Anschließend setzten die Kids in Gruppenarbeit das gerade Gelernte praktisch um.
Jetzt geht’s los
Einige Wochen später ging es dann mit 16 Kindern auf die erste kleine Tour. Natürlich mit einem motivierenden Ziel vor Augen: die Eisdiele in Hersbruck. Damit alles glatt läuft und Carsten und ich mit so vielen Kindern nicht zu viel Stress kriegen, stellten wir diese Regeln auf:
Alle hören nur auf Carsten und mich!
- Alle fahren hintereinander
- Alle halten ausreichend Abstand zum Vordermann
- Keiner überholt den Vordermann
Die acht Kilometer von Ottensoos nach Hersbruck haben super geklappt. Die Kinder hatten ihren Spaß, das Eis war lecker und nach insgesamt 16 Kilometern waren alle ganz schön platt. Im Sommer unternahmen wir mit unterschiedlicher Kinderzahl noch vier weitere Touren.

Alex, Carsten und ich haben uns für den Fahrradkurs für Kinder so allerhand Neues einfallen lassen. Vom Slalomstangenfahren auf dem Sportplatz bis zu verschiedenen Geschicklichkeitsübungen auf dem Fahrrad.
Einmal mussten die Kinder an einer Stelle einen Becher gefüllt mit Wasser aufnehmen, einhändig mit dem Fahrrad weiter fahren und den Becher an anderer Stelle wieder abstellen. Carsten hat sogar eine kleine Wippe gebastelt, damit man mit dem Fahrrad drüber fahren kann, was auch super funktioniert hat.

Spielend Lernen beim Fahrradkurs für Kinder
Unser Ziel auch als Eltern ist, den Kindern spielerisch den Umgang mit dem Fahrrad im Straßenverkehr näher zu bringen, ohne dass die Kinder Angst davor haben. Dabei kommt auch das Thema Verkehrserziehung nicht zu kurz. Deshalb erklären wir immer mal verschiedene Verkehrsschilder und das Verhalten am Zebrastreifen.
Auf den Trails im Wald ging es manchmal bergauf/bergab, beste Gelegenheit, das richtige Schalten zu lernen. Und natürlich die Fahrtechnik – bergauf Gewicht aufs Vorderrad, umgekehrt bergab. Sicherheit geht immer vor! Nur keine falsche Scham, manchmal ist Schieben schlauer. Die Kinder lernten Rücksicht auf die noch nicht so fitten Mitfahrer zu nehmen und alle haben am Ende des Tages ihren Spaß.

Helm auf!
Und wenn wir allesamt so in der Gruppe unterwegs sind und erwachsene und auch jugendliche Fahrradfahrer ohne Helm sehen, dann brüllen alle gleichzeitig: „Helm auf!“
Bei meiner Arbeit habe ich täglich mit dem Fahrrad zu tun – es ist fester Bestandteil meines Lebens geworden. Was gibt es da schöneres, als das was man liebt, in der Form an Kinder weiter zu geben? Jetzt ist die Radsaison mit den Kids schon wieder vorbei.
Nächstes Jahr werden einige altersbedingt nicht mehr dabei sein, dafür kommen jüngere Kinder wieder dazu. Ich freue mich schon auf die kommende Saison. Dann beginnt der nächste Fahrradkurs für Kinder und dann machen wir das Gelände rund um Ottensoos mit seinen schönen Rad- und Waldwegen, Trails und Straßen wieder unsicher. Ach was, ich meine natürlich sicher für die Kinder. 😉
Das hört sich sehr spaßig für die Kinder an. Meinen Kleinen würde das sicher auch sehr gefallen, nur leider werden solche Kurse nicht in unserer Umgebung angeboten. Alles was mit Rädern und draußen zu tun hat, begeistert meine Kinder. Deswegen waren wir auch an deren Geburtstagen beim Gokart fahren (https://gokart-profi.de/magazin/kettcars-mieten-und-pizza-essen-der-perfekte-kindergeburtstag-bei-gokart-profi/), was ihnen sehr viel Spaß gemacht hat. Das wäre vielleicht auch eine Idee für deinen nächsten Kurs 😉