
Der zweite Anlauf
Nach der Premiere im letzten Sommer, mit sehr viel Pech und einem aufgeschlitzten Reifen stand für Sebastian und mich schnell fest, dass wir das Projekt Bike Transalp, also 7 Etappen, 550km und nicht weniger als 18.000 Höhenmeter von Mayrhofen nach Riva del Garda noch ein zweites Mal in Angriff nehmen werden.

Die erste Etappe der Transalp
Die Vorzeichen standen sehr gut, nachdem Sebastian sich von seinem Beckenbruch Anfang des Jahres gut erholt hatte. Auf Grund dessen, das wir beide berufsbedingt umgezogen sind, sah die Vorbereitung dieses Jahr etwas anders aus. Da es in Frankfurt und Hamburg weniger MTB Marathons gibt als in Süddeutschland, bzw. der Schweiz, haben wir uns beide eher über die Straßensaison in Form gefahren. Material: Check, Form: Check, Motivation: Check, gute Laune: Check, #oneteam: Check! Es konnte eigentlich nichts mehr schief gehen – eigentlich!
Die erste Etappe von Mayrhofen nach Brixen war dann auch gleich zu Beginn mit 105 Kilometern und 3.100 Höhenmetern die Königsetappe der diesjährigen Transalp – was kann man sich an seinem Geburtstag schöneres wünschen? So ging es vom Start in Mayrhofen fast vertikal 32 Kilometer und 1.600 Höhenmeter am Stück, bis auf 2.300 Meter Nonstop bergauf. Hier mussten alle Teams direkt die Karten auf den Tisch legen, denn es wurde von Beginn an ein so hohes Tempo gefahren, sodass das komplette Feld von insgesamt 1.000 Teilnehmern direkt gesprengt wurde. Wir konnten uns um Platz 25 bis 30 einsortieren und gleichmäßig unser Tempo fahren.
Bei Kilometer 73 stand dann die letzte Rampe des Tages mit 1.200 Höhenmetern bereit. Leichte Krämpfe und die ersten Anzeichen von Rückenschmerzen waren die Folge. Jetzt war durchbeißen angesagt, denn die Vorfreude auf die letzte Abfahrt mit genialen Trails nach Brixen auf den Marktplatz ließen mich die Schmerzen vergessen.
In der Abfahrt konnten wir einige Teams sogar wieder einholen, die uns beim Anstieg entwischt waren. Auf Platz 25 erreichten wir ziemlich erschöpft, aber glücklich das Ziel der ersten Etappe. Kaum an unserem Paul Lange / SHIMANO Stand angekommen, bekam ich dann auch von meinen Kollegen das erste Geburtstagsständchen des Tages und ein großes Stück Torte – danke euch Jungs!

Unter Schmerzen ans Ziel
Die zweite Etappe von Brixen nach St. Vigil lässt sich ziemlich schnell zusammenfassen und erzählen: Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen. Super motiviert, bei strahlendem Sonnenschein, standen Sebastian und ich morgens am Start und hatten unser Ziel die Top 20 klar vor Augen. Doch bereits am ersten Berg mit 1.600 Höhenmetern protestierte mein unterer Rücken. Die vielen Höhenmeter vom Vortag hatten ihre Spuren hinterlassen.
Mein Rücken war so verspannt, dass es sich anfühlte, als würde jemand permanent eine Nadel hineinstechen. Mit dem Wissen, dass bei Kilometer 16 eine Kuppe kommt, man aber bei Kilometer 2 schon nicht mehr weiß, ob man überhaupt noch 500 Meter bergauf fahren will, ist gelinde ausgedrückt eher semi-optimal. Ein großes Danke an Sebastian, der mich zu jeder Sekunde moralisch unterstützt hat und dafür gesorgt hat, dass ich mein Rad nicht einfach den Abhang oder die Skipiste runtergeworfen habe.
Mental war das definitiv die härteste Nummer, die ich auf dem Rad je erlebt habe. Aufgeben ist keine Option wenn man als Team startet und die Top 20 stets im Blick und den Gardasee als Ziel hat. So haben wir auch als Team St. Vigil nach 63 Kilometern und 2.700 Höhenmetern auf Platz 48 erreicht. Im Ziel angekommen war klar: „Magic-Fingers“ sind gefragt. Irgendwie musste mein Rücken wieder einigermaßen hergestellt werden, um das Ziel in Riva del Garda zu erreichen.
An dieser Stelle danke ich Torsten Walter, der eigentlich während der Transalp für das Wohl von Marathon Weltmeister Alban Lakata zuständig war, aber sich trotzdem abends noch etwas Zeit genommen hat, um sich meinem Rücken zu widmen und ihn wieder wettkampffähig zu machen.

Teamgeist und Unterstützung für alle
Der Weg nach Riva del Garda ist noch weit und auch andere Teams können mal einen schlechten Tag erwischen, dachte ich mir. Die nächsten Etappen über St. Christina und Kaltern am See, wie schon die letzten Tage bei Sonne und Temperaturen von knapp 30 Grad, liefen dann auch Stück für Stück besser. Mein Rücken war zwar noch nicht komplett schmerzfrei, aber auf jeden Fall so belastungsfähig, dass wir das Ziel immer zwischen Platz 30 und 32 erreichen konnten.
Während dieser Etappen wurde uns aber auch bewusst, dass unser zunächst angestrebtes Ziel in den Top 20 zu landen, nicht mehr zu erreichen war. Zu diesem Zeitpunkt lagen Stephanie Dohrn und Julian Biefang vom Embrace The World Team in der Mixed Kategorie auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung, so dass wir entschieden hatten, die beiden mental, moralisch und im Notfall auch bei Defekten so zu unterstützen, dass sie in Riva in jedem Fall auf dem Treppchen stehen würden.
Da Sebastian im normalen Rennalltag auch für das Embrace The World Team fährt, und Paul Lange dieses Team sponsert, war es uns eine Selbstverständlichkeit und Freude die beiden zu unterstützen.

Projekt Transalp: Check!
Die weiteren Etappen über Trento, Lavarone und schließlich ins Ziel nach Riva del Garda haben wieder sehr viel Spaß gemacht und mich die Leiden und Schmerzen der zweiten Etappe vergessen lassen. Die gigantischen Ausblicke und flowigen Trails, die man auf diese Art und Weise auf dem Rad erlebt, sind wirklich unbeschreiblich. Und so ist es auch kein Wunder, dass die BIKE Transalp nach wie vor ein Highlight für jeden Mountainbiker ist und jedem Teilnehmer ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.
Die Mission, Platz 2 in der Gesamtwertung, haben Steffi und Julian bravourös gemeistert und standen am Ende bei jeder der sieben Etappen auf dem Podium – Chapeau!
Für Sebastian und mich hieß es am Ende in Riva del Garda Platz 29 in der Elite Herren Gesamtwertung. Damit haben wir unser zu Beginn gesetztes Ziel, die Top 20, zwar leider nicht erreicht, sind unter den Umständen und rückblickend aber doch mit dem Ergebnis zufrieden.
Es war einfach mal wieder eine super geniale Woche und man kann einfach nur Danke sagen, an alle die uns dieses Abenteuer ein weiteres Mal ermöglicht haben. Das Miteinander im Team Paul Lange / SHIMANO, die Unterstützung meiner Kollegen, die dafür gesorgt haben, dass nicht nur unsere Räder zu jedem Zeitpunkt einwandfrei funktioniert haben sowie die 1.000 Teilnehmer sind einfach unbeschreiblich – vielen, vielen Dank.
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