Paul Lange & Co. OHG gehört zu den ersten Betrieben in Baden-Württemberg, die seit 2018 eine Ausbildung im E-Commerce anbieten. Wir sprachen darüber mit unserer Auszubildenden Carolin Rübenacke und ihrem Ausbildungsleiter Alexander Weltsch.
Carolin, „Kauffrau im E-Commerce“. Wann hast du gemerkt, dass ein Beruf im E-Commerce etwas für dich ist?
Carolin: „Schon in der Schule hatte ich das Fach „Wirtschaft‘“, das mir viel Spaß gemacht hat. Ich wusste also, dass ich was Kaufmännisches erlernen möchte. Im Bundesfreiwilligendienst habe ich erst eine Website betreut und war schon bald für vier Seiten zuständig.
Anschließend habe ich ein Praktikum in einer Marketing-Agentur absolviert, in dem ich auch mit Websites zu tun hatte. Der Chef hat mich darin bestärkt, in dem Bereich zu bleiben. Die Agentur für Arbeit – die übrigens eine schlechte Website, aber eine gute App hat – hat in dieser Zeit zum ersten Mal den Ausbildungsgang „Kauffrau im E-Commerce“ ausgeschrieben.“
Du gehörst dem ersten Ausbildungsjahrgang an der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule in Stuttgart an. Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?
Carolin: „Dort musste erst einiges getestet werden und man merkt, dass noch keine Routine vorhanden ist. Mit der Zeit spielt sich vieles aber ein. Die Zusammensetzung in unserem Jahrgang ist sehr durchmischt, und wir bekommen einen Rundumschlag vermittelt. Im Vergleich zu den anderen Azubis, die meist mehr mit den Kunden kommunizieren, habe ich in meiner Ausbildung eine gute Mischung aus Kundenkontakten und Website-Betreuung.“
Was sind die Ausbildungsinhalte des modernisierten Ausbildungsgangs?
Carolin: „Zunächst mal die klassischen Inhalte, die ich als Kauffrau erlernen muss: Buchhaltung, BWL und VWL. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Marketing. Hinzu kommen technische Dinge, HTML und der Aufbau einer Website. Wir lernen zum Beispiel alle Schritte, die Nutzerinnen und Nutzer brauchen: vom „Legen in den Warenkorb“ bis zum abgeschlossenen Kauf.“
Alexander, warum seht ihr die Notwendigkeit, einen solchen Ausbildungsgang anzubieten?
Alexander: „Der personelle Bereich E-Commerce muss auf jeden Fall ausgebaut werden, da die Aufgaben immer umfangreicher werden. Wir hatten Bedarf an zusätzlicher Manpower und sahen in diesem neuen Ausbildungsberuf eine passende Gelegenheit um uns zu verstärken.“
Mit welchen praktischen Inhalten ist Carolin befasst?
Alexander: „Sie macht Content-Pflege in unterschiedlichen Artikelgruppen bis hin zu Content-Erstellung. Sie kümmert sich um Produktfotos, hat mit Artikel-Stammdaten und Preislisten zu tun und ist zuständig für den First-Level-Support, also alle Anliegen und Fragen wie: „Ich habe mein Passwort vergessen. Was tun?“ Mit der Einführung von Infor LN kann sich die tägliche Arbeit auch in den kaufmännischen Bereich erweitern.“
Wie sieht es in der Zukunft mit dem Ausbildungsgang in der Firma aus?
Alexander: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns in Richtung eines Contentteams entwickeln, was die Artikelpflege angeht. Von daher ist es gewollt weitere Ausbildungsplätze anzubieten. Stand jetzt haben wir aber nicht genug Platz im Gebäude um weitere Azubis einzustellen.“
Carolin, deine Ausbildung hat ein gewisses Medienecho gefunden. Das heutige ist also nicht dein erstes Interview?
Carolin: „Als meine Ausbildung ungefähr ein Jahr lief, hat die IHK eine Pressekonferenz über neue Ausbildungsgänge gegeben. An dieser Pressekonferenz habe ich zusammen mit Christian Limmer teilgenommen, und im Vorfeld war ein Kamerateam vom SWR im Haus und hat mich bei meiner Arbeit gefilmt. Anschließend hat mich auch noch der Radiosender „Das Ding“ interviewt.“
Was ist dein Eindruck von der Firma Paul Lange & Co. OHG?
Carolin: „Es ist angenehm, dass die Firma keine Riesenfirma ist, in der man nur eine Nummer unter vielen ist, aber auch nicht so klein, dass die volle Verantwortung auf dem einzelnen Azubi lastet. Irgendwie ist es familiär. Und nach allem, was ich von anderen Azubis höre: Wir haben ausgesprochen nette und angenehme Kunden.“
Wie geht’s für dich persönlich nach der Ausbildung weiter?
Carolin: „Ich möchte auf jeden Fall Vollzeit in der Firma bleiben.“
Wird der E-Commerce den lokalen Einzelhandel ablösen?
Carolin: „Ablösen wird er den lokalen Einzelhandel nicht, denn vieles funktioniert lokal besser. Aber es wird in der Zukunft mehr Online-Shops geben.“
Alexander: „Es geht nicht um Entweder-Oder. Der E-Commerce wird den lokalen Handel verändern. Die Zukunft sieht so aus, dass Einzelhandel, lokaler Handel und Online viel stärker verknüpft werden. Beratungsintensive Bereiche sind lokal relevant. Aber der Einzelhandel muss realisieren, dass es Onlinehandel gibt. Ein Beispiel für hybride Formen, die sich noch verstärken werden: Der Kunde bestellt ein Teil im Online-Handel und geht damit zum Händler vor Ort um es richtig einbauen zu lassen. Und das Internet ermöglicht dem Einzelhandel ein verlängertes Ladenregal, du musst als Händler also nicht alles auf der Fläche haben.“